Chemnitz- Die Kulturhauptstadt 2025 hat sachsenweit die erste "Toilette für alle". Was zunächst witzig klingen mag und sich nach einer Kleinigkeit anhört, ist jedoch ein Thema von Bedeutung und ein wichtiger Schritt in Richtung Inklusion.
Auf dem Chemnitzer Johannisplatz direkt neben der Zentralhaltestelle, befindet sich nun der WC-Container, in den körperlich Beeinträchtigte Zugang haben.
Für die Vorsitzende des Inklusionsbeirats der Stadt Chemnitz, Anja Lippmann, steht diese Toilette als Zeichen für die Teilhabe von körperlich beeinträchtigten Personen am öffentlichen Leben.
Ganz offen zugänglich ist die „Toilette für alle“ allerdings nicht. Nutzen können sie ausschließlich Personen, die im Besitz eines sogenannten Euroschlüssels sind. Dieser wird nur an Menschen ausgegeben, die auf barrierefreie Toiletten angewiesen sind – etwa aufgrund schwerer oder mehrfacher Behinderungen.
Menschen mit mehrfachen Behinderungen erleben im Alltag oft Probleme und können nicht mal eben so schnell eine geeignete Toilette aufsuchen. Auch Baubürgermeister Thomas Kütter sehe beim Thema Barrierefreiheit in der Stadt noch erheblichen Nachholbedarf – vor allem für Hör- und Sehgeschädigte. Die „Toilette für alle“ sei dabei bereits ein Schritt in die richtige Richtung. An Ideen mangelt es nicht. Anja Lippmann hat genaue Vorstellungen, wie die Inklusion in Chemnitz weiter fortgeführt werden kann. Doch wie so oft, stehen guten Ideen vor allem eins im Weg: das Geld
Die Kosten für das Projekt teilen sich mehrere Partner: Rund 60.000 Euro investierte die Stadt Chemnitz in Fundament, Erschließung und barrierefreie Zuwegung. Weitere 60.000 Euro steuerte der Sozialverband VdK Sachsen e. V. bei, der damit die Anschaffung des WC-Containers finanzierte. Unterstützt wurde das Vorhaben zudem durch das Förderprogramm „Barrierefreies Bauen – Lieblingsplätze für alle“ des Freistaats Sachsen. Dahinter stehe ein klares Bekenntnis zur Teilhabe aller Menschen, betont VdK-Landesgeschäftsführer Ralph Beckert.
Was einst als Idee des Sozialverbandes VdK im Vorfeld des Europäischen Kulturhauptstadtjahres begann, ist nun Realität: Mit der ersten „Toilette für alle“ in Sachsen setzt Chemnitz ein sichtbares Zeichen für mehr Inklusion im öffentlichen Raum. Das Projekt zeigt zugleich, dass Teilhabe oft mit kleinen, aber entscheidenden Schritten beginnt.