Chemnitz- Die politischen Wogen schlagen hoch, seit Bundeskanzler Friedrich Merz mit seiner Äußerung über ein angebliches „Problem im Stadtbild“ für Empörung sorgte. Auch in Chemnitz wollten viele Menschen das nicht unkommentiert lassen.
Am Montagabend versammelten sich rund 500 Demonstrantinnen und Demonstranten am Roten Turm, um ein deutliches Zeichen gegen die Worte des Kanzlers zu setzen. Aufgerufen hatte das Bündnis „Chemnitz Nazifrei“, das seit Jahren gegen rechte Tendenzen und Ausgrenzung mobilisiert. In mehreren Redebeiträgen machten die Teilnehmer klar, dass sie die Äußerungen des CDU-Politikers als diskriminierend empfinden. Sie sehen darin einen Angriff auf Menschen mit Migrationshintergrund – und ein gefährliches Signal von ganz oben. Einige Redner forderten sogar den Rücktritt des Bundeskanzlers. Gegen 18 Uhr setzte sich der Protestzug in Bewegung – vom Roten Turm durch die Innenstadt bis zur CDU-Parteizentrale in der Bretgasse. Auch dort wurde die Kundgebung fortgesetzt, begleitet von lautstarken, aber friedlichen Sprechchören. In Reden wurde die CDU teils scharf kritisiert – vereinzelt fielen auch Vergleiche mit dem Nationalsozialismus.
Die Polizei war mit einem größeren Aufgebot vor Ort und sicherte den Aufzug ab. Laut Angaben der Einsatzkräfte verlief die Versammlung insgesamt friedlich. Lediglich ein einzelner Gegner der Demonstration soll versucht haben, mit provokanten Handyaufnahmen zu stören – er wurde kurzzeitig von der Polizei angesprochen.
Am Ende blieb der Abend ruhig – doch die politische Debatte um die Worte des Kanzlers dürfte damit längst nicht beendet sein. In Chemnitz jedenfalls haben viele Menschen gezeigt: Sie wollen nicht hinnehmen, wenn Sprache zur Ausgrenzung wird.