Di., 01.07.2025 , 19:48 Uhr

Seit mittlerweile vier Jahren dient ein Provisorium im Spinnbau als Ersatzbühne

Chemnitzer Schauspielhaus: Neuer Plan für altes Theater

Chemnitz- Nach vier Jahren Provisorium wurde nun ein neuer Plan für die Zukunft des Chemnitzer Schauspielhauses vorgestellt. Dieser sieht vor, die Zwischenlösung im Spinnbau zu einer dauerhaften Spielstätte auszubauen. Logistisch spricht vieles für diesen Schritt. Bei einer Umsetzung hieße es allerdings Abschied nehmen von einem Stück Stadtgeschichte. Ob und wann die Pläne Realität werden, ist aktuell unklar – denn auch für diese Lösung wird ein zweistelliger Millionenbetrag benötigt.

Als am 9. Mai im Rahmen der Europäischen Kulturgala der rote Teppich vor der Oper ausgerollt wurde, stand auch zwei Kilometer entfernt die Kultur im Fokus. Allerdings unter dem Slogan „See the Close“. Aktivisten und Mitarbeiter des ehemaligen Schauspielhauses hatten die geschlossene Spielstätte besetzt, um gegen die Kürzungen im Kulturbereich der Stadt zu protestieren – aber auch, um sich für den Erhalt des Schauspielhauses einzusetzen. Dieses ist seit 2021 geschlossen. Grund sind bauliche Mängel, die auch die Sicherheit im Gebäude betreffen. Seit mittlerweile vier Jahren dient ein Provisorium im Spinnbau als Bühne.
Im Dach des Gebäudes wurde nun ein Plan für die Zukunft des Schauspielhauses vorgestellt. Dieser sieht vor, den Interimsstandort dauerhaft auszubauen und so einen neuen Standort für Figurentheater, Schauspiel und Studiobühne zu schaffen. Aus Sicht von Kulturbürgermeisterin Dagmar Roscheinsky sei die Konzentration von z. B. Kulissenbau, Kleiderfundus, Schauspielhaus und Figurentheater unter einem Dach schon  aus logistischer Sicht die beste Lösung.
Dem Plan zu folgen, bedeutet jedoch die Aufgabe der ursprünglichen Spielstätte, die mit vielen Erinnerungen verbunden ist – vor allem auch als Bühne in Zeiten, in denen das freie Wort von Funktionären noch einmal überprüft wurde. Und so falle laut Christoph Dittrich, Intendant der Chemnitzer Theater, der Abschied von der alten Spielstätte zwar schwer, doch wenn die vorliegende Variante umgesetzt werde, sei das für die Zukunft des Theaters der richtige Weg.
Der Umzug wird dennoch auch in Teilen des Chemnitzer Stadtrates kritisch gesehen. Laut Yvonne Kilian von der FDP ist das Schauspielhaus Teil der Chemnitzer Identität und deshalb  müsse am alten Standort festgehalten werden. Die Pläne für eine Verlagerung des Standorts sind allerdings nicht neu: Schon 2016 wurde diese Variante diskutiert. Damals stand jedoch noch ein Neubau in unmittelbarer Nähe des Opernhauses zur Debatte. Dieser ist inzwischen schon mit Blick auf die Baukosten nicht umsetzbar und längst verworfen worden. Laut Michael Stötzer, Baubürgermeister der Stadt, habe man aber den Gedanken der Zentralisierung aufgegriffen und in die nun vorgestellte Variante einfließen lassen.
Für all das wäre am Standort Park Opfer des Faschismus kein Platz. Außerdem sei laut Thomas Kütter, Leiter Gebäudemanagement und Hochbau der Stadt Chemnitz, der Sanierungsbedarf im alten Schauspielhaus extrem hoch. Das sei teuer und vor allem auch schwierig umsetzbar, da die Spielstätte ebenfalls nur als Interimslösung gedacht war. So wurde ein Teil des Gebäudes auch schon als Speisesaal eines Altenheims genutzt, das sich immer noch in unmittelbarer Nachbarschaft befindet.
Der nun vorgestellte Plan muss noch vom Stadtrat abgesegnet werden. Allein der Neubau würde laut Michael Stötzer wohl Summen von rund 26 Millionen Euro benötigen. Die dafür anzukaufenden Grundstücke sind dabei allerdings noch nicht eingerechnet. Damit ist der nun vorgestellte Plan alles andere als in trockenen Tüchern. Und auch bei Land und Bund herrscht Ebbe im Portemonnaie. Aus Sicht des Baubürgermeisters ist das eine große Hürde, die genommen werden müsse. Allerdings solle man auch in schlechten Zeiten an die Zukunft denken und dementsprechend vorsorgen. Denn wenn es finanziell wieder besser aussehe, könne dann wenigstens ein belastbarer Plan aus der Schublade genommen werden.