Was nach Kriegsberichterstattung klingt, beschreibt in Wahrheit das mitunter explosive Exportgeschäft der MZ-Werke. Die Klassiker aus Zschopau erfreuen sich vor allem im Osten Deutschlands bis heute großer Beliebtheit. Weniger bekannt ist jedoch die Exportgeschichte der "Zwei-Taktschmiede aus Sachsen". Dabei gingen mitunter bis zu 75 Prozent der Produktion in den Export. In über 120 Länder wurden die Maschinen ausgeliefert. Eine Sonderausstellung auf Schloss Augustusburg soll nun dieses Kapitel der Zschopauer Motorradbauer beleuchten.
Die chronisch klamme DDR war ständig auf der Suche nach Devisen. So wurden die MZ-Motorräder sogar an den damaligen Klassenfeind verkauft. Auch außerhalb Europas waren die Gemischverbrenner sehr gefragt. Rainer Reuter war damals für Exportfragen zuständig. In dieser Funktion landete der Senior unter anderem im Irak. Das Regime hatte eine größere Anzahl Motorräder bestellt – unter der Maßgabe, dass diese fahrbereit geliefert werden. Das war technisch kaum möglich, also reiste Reuter mit einer Handvoll Monteuren selbst in den Irak, um die Maschinen vor Ort fertigzustellen. Dies geschah während des ersten Golfkriegs – und so wurde der Schraubenschlüssel mitunter mitten im Beschuss geschwungen.
Die Maschinen aus Zschopau wurden auch in den USA angeboten. Damals wie heute waren dafür einige Veränderungen erforderlich: So musste ein Bremslichtschalter am Vorderrad nachgerüstet werden. Auch Reflektoren und die Lichtanlage fielen dem amerikanischen TÜV zum Opfer und mussten angepasst werden. Dafür kamen teilweise auch Bauteile aus England zum Einsatz. Die Motorräder für Übersee waren also genau genommen keine hundertprozentigen Ostprodukte. Jens Lang hat eines der amerikanischen Modelle für die Ausstellung wieder aufgebaut – ein ganz besonderes Erlebnis für den Museumsmitarbeiter. Denn so kam Lang, 35 Jahre nach der Wende, in die Verlegenheit, sogenannte Bückware zumindest einmal in den Händen halten zu dürfen.
In der Ausstellung findet sich auch ein Motorrad, das so eigentlich nie in New York hätte landen dürfen. Ein echter Glücksfall für das Museum – denn die Bekanntheit der MZ-Dauerausstellung führte schließlich dazu, dass die Maschine den Rückweg über den großen Teich zurück nach Zschopau antrat.
Und so ist eben jene Maschine heute Teil der neuen Sonderausstellung auf Schloss Augustusburg. Falls Freunde des Zweitaktmotors den legendären Duft schon in der Nase haben, heißt es: Noch zwei Tage geduldig sein – denn ab dem 1. Mai öffnet die Schau ihre Tore für Besucher.