Fr., 11.07.2025 , 19:07 Uhr

Sogar das Museum of Modern Art zeigte sich begeistert

Designikonen Rupfentiere - Wie DDR-Spielzeug die Welt eroberte

Chemnitz- Krokodil, Nashorn, Nilpferd – die sogenannten Rupfentiere sind mittlerweile Designklassiker, die sogar schon vom Museum of Modern Art in New York in einer Ausstellung gezeigt wurden. Spielzeug aus Jute und Leder, das Generationen bewegt, darf durchaus als außergewöhnlich gelten. Die Frau dahinter: Renate Müller. Eine Ausstellung im Wasserschloss Klaffenbach feiert ihre einzigartigen Kreationen – und erzählt die Geschichte einer Designerin, die mit Fantasie, Handwerk und Herz Spielzeug für alle Kinder schuf – damals wie heute.

Wer einen ostdeutschen Kindergarten von innen gesehen hat, dürfte sie sofort wiedererkennen. Und auch so mancher Arztbesuch nach der Wende begann mit dem Ritt auf Nilpferd, Krokodil und Co. Die sogenannten Rupfentiere sind mittlerweile gefragte Sammelobjekte und aktuell die Stars im Wasserschloss Klaffenbach. Entworfen und produziert wurden die aus Jute und Leder bestehenden Kultspielzeuge von Renate Müller. Der gebürtigen Sonnebergerin wurde die Spielzeugproduktion förmlich in die Wiege gelegt, denn bereits ihr Großvater entwickelte und produzierte Spielzeuge, und auch ihre Eltern verdienten ihr Geld mit Plüschtieren und Co. Auf die Idee der Rupfentiere kam die Designerin an der Fachschule für Angewandte Kunst. Vom Rupfentier zum therapeutischen Spielzeug war es dann nur ein kurzer Weg. Eine Dozentin wies immer wieder darauf hin, dass Spielzeug auch bei benachteiligten Kindern funktionieren müsse. Renate Müller begab sich in Kindergärten, beobachtete, was Kinder mögen, und erforschte, wie Spielzeug beschaffen sein muss, um als therapeutisches Spielzeug zu funktionieren. Das war der Urknall für jene Rupfentiere, die mittlerweile zu Höchstpreisen gehandelt werden. Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, dass die Designklassiker im Rahmen einer Ausstellung im Museum of Modern Art gezeigt wurden. Renate Müller arbeitete über 17 Jahre mit einem japanischen Pädagogen und Kindergärten zusammen. Von dort aus kam eine New Yorker Galerie auf den Geschmack – und eines Tages standen kurz vor Müllers Ruhestand zwei Herren aus Übersee vor der Tür. So landeten die Rupfentiere, das Premiumspielzeug des einstigen Klassenfeindes, im wohl bekanntesten Museum New Yorks.

Ebenjene können sich Interessierte nun im Wasserschloss Klaffenbach anschauen. Dort beschäftigt sich eine Ausstellung mit dem Lebenswerk der Künstlerin. Für Kuratorin Kathi Halama keine leichte Aufgabe: Der Blick hinter den Künstler aus ihrer Perspektive sei eben ein anderer als der, den der Künstler selbst habe. Außerdem könne man nicht jede Facette und Information eines so bewegten Lebens erfassen. Das führe durchaus auch mal zu lebhaftem Austausch, der bei der Gestaltung so einer Schau wichtig sei. Auf ihr Lieblingsstück angesprochen, ging es bei Renate Müller ebenfalls um Emotionen. Ein kleiner Vogel war der Designerin unheimlich ans Herz gewachsen. Denn das kleine Stofftier schien Dinge möglich zu machen, an denen Betreuerinnen und Therapeuten bisher gescheitert waren.

Die Schau ist vom 12. Juli bis 19. Oktober im Wasserschloss Klaffenbach zu besichtigen. Für Besitzer beschädigter Rupfentiere lohnt sich der Besuch ebenfalls. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt, repariert Renate Müller bis heute ihre Meisterstücke – und zwar mit Originalmaterial aus der DDR. Mit Blick auf die aufgerufenen Preise vermutlich eine lohnende Investition, denn einstmals für um die 150 DDR-Mark verkauft, erzielen die Schätze aus Jute mittlerweile vierstellige Preise.