Do., 11.09.2025 , 16:12 Uhr

Eine Anwohnerin, die die Fällung aktiv zu verhindern versuchte, wurde in Polizeigewahrsam genommen.

Drama um Baumfällung: Nach drei Stopps fiel der Ahorn doch

Chemnitz- Dreimal kletterten Baumschützer in die Krone und brachten die Motorsägen zum Schweigen. Doch diesmal half kein Protest mehr: Der 100 Jahre alte Ahorn in Chemnitz wurde gefällt – trotz Widerstand und laufendem Streit.

Plötzlich ging alles ganz schnell. Der von Anwohnern in Chemnitz verteidigte, 100 Jahre alte Ahorn ist Geschichte. Der Baum sollte fallen und so Platz für eine Tiefgarage machen. Wobei Dreh- und Angelpunkt die laut Gutachten des Bauherrn fehlende Standfestigkeit des Gehölzes war. Dreimal musste die Kettensäge zurückstecken, weil Baumschützer vor deren Einsatz in die Krone des Ahorns geklettert waren. Und auch am Dienstag schien das Glück auf Seiten des Baumes zu sein. Am Morgen rückten Arbeiter mit schwerem Gerät an, mussten aber ob der unklaren Rechtslage und vor allem wegen Personen in der Krone wieder abrücken. Womit die Anwohner offenbar nicht gerechnet hatten: Beamte hielten Rücksprache mit dem zuständigen Verwaltungsgericht – und dieses gab der Kettensäge grünes Licht. Gegen Mittag tauchte erneut schweres Gerät am Ahorn auf – offenbar unbemerkt von den Baumschützern. Fällgenehmigung in der Tasche, kein Baumkletterer in der Krone – innerhalb kurzer Zeit war der Ahorn Geschichte.

Damit endet auch ein juristisches Tauziehen. Denn beide Seiten hatten Gutachten zu dem Baum in Auftrag gegeben. Allerdings – nach eigenem Bekunden – mit unterschiedlichem Ausgang. Im Gutachten des Bauherrn wird, wie eingangs erwähnt, die Standfestigkeit des Baumes in Frage gestellt. Baumschützer argumentierten mit einem Gutachten, das angeblich das Gegenteil belegte. Ganz reibungslos lief der Einsatz nicht ab – denn offenbar wollten sich nicht alle Baumschützer mit vollendeten Tatsachen zufriedengeben. So musste eine Anwohnerin, die die Fällung aktiv zu verhindern versuchte, in Polizeigewahrsam genommen werden. Dass sie im Laufe der Aktion auch einen Beamten gebissen haben soll, wird nun wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte ermittelt.