Chemnitz- Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden rücken landesweit Brücken ähnlicher Bauart in den Fokus – besonders solche mit Spannbeton-Hohlkästen aus den 1970er- und 80er-Jahren. Diese gelten heute als statisch sensibel, oft schwer zu prüfen und anfällig für verdeckte Schäden im Inneren. Auch in Chemnitz sind mehrere dieser Bauwerke Teil der städtischen Verkehrsinfrastruktur. Einsturzgefährdet sollen diese nicht sein und trotzdem bereitet die Stadt Chemnitz eine Umleitungsstrecke an einer betroffenen Brücke vor.
Nach dem Kollaps der Dresdner Carolabrücke stehen nun auch in anderen sächsischen Städten Brücken ähnlicher Bauart im Fokus – so auch in Chemnitz. Die Kulturhauptstadt 2025 verfügt gleich über drei Bauwerke, die als problematisch gelten. Eines davon ist ein zentrales Drehkreuz des Berufsverkehrs in der Stadt. In einer Sonderprüfung wurde der bauliche Zustand dieser Brücken überprüft. Die Querung der Bundesstraße 169 schnitt dabei zwar unauffällig ab – aus Sicht des Chemnitzer Baubürgermeisters Michael Stötzer trotzdem kein Grund zur Entwarnung. Denn: Weitere Prüfungen seien notwendig, um auch langfristig auf Nummer sicher zu gehen.
Schon in Zeiten voller Kassen haben sich Bund und Kommunen häufig vor dem kostspieligen Neubau solcher Bauwerke gescheut. Inzwischen kreisen in den Stadträten des Freistaats die Rotstifte – so auch in Chemnitz. Vorsichtig geschätzt werden für den möglichen Neubau rund 40 Millionen Euro und eine Bauzeit von etwa vier Jahren, inklusive Planung, veranschlagt. Am Zeitrahmen lasse sich kaum etwas ändern – bei der Finanzierung allerdings schon. Denn laut Baubürgermeister Stötzer müsse auch der Freistaat ein Interesse an dem Bauwerk haben. Im Falle des Falles komme daher auch eine partnerschaftliche Finanzierung infrage.
Ob diese notwendig wird, hängt von weiteren Untersuchungen ab. Diese gestalten sich jedoch äußerst schwierig – vor allem, weil das Corpus Delicti, der von Beton ummantelte Stahl, von außen schwer zu begutachten ist. Was man nicht sehen kann, lässt sich allerdings hören. Deshalb spielen bei der weiteren Begutachtung der Brücke akustische Messungen eine tragende Rolle.
Ob das Bauwerk die Messungen besteht und vorerst erhalten werden kann, lässt sich im Voraus schwer sagen. Fest steht jedoch: Baubürgermeister Stötzer hat mehrfach betont, dass aktuell keine Einsturzgefahr besteht. Im Rathaus geht man offenbar trotzdem vom Ernstfall aus. Mitte Juni soll daher vorsorglich eine Umleitungsstrecke eingerichtet werden – auch für die betroffenen Bahnlinien. Sollte es tatsächlich zum Ernstfall kommen, dürfte dieses entstehende Provisorium mindestens vier Jahre Bestand haben – vorausgesetzt, man einigt sich in Sachen Finanzierung.