Görlitz, 10. Juni 2025 – Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum steht vielerorts unter Druck – auch in der Lausitz. Mit dem Ziel, die Region zukunftssicher aufzustellen, lud die Sächsische Agentur für Strukturentwicklung (SAS) am Dienstagabend zum ersten Revierstammtisch des Jahres ein. Unter dem Motto „Gesundheitsmodellregion Lausitz – Gesundheit gemeinsam neu denken“ diskutierten hochkarätige Gäste im „Gut am See“ in Görlitz über Versorgungslücken, digitale Chancen und neue Versorgungsmodelle.
Der Hintergrund ist bekannt: Die Bevölkerung altert, Fachkräfte fehlen – sowohl in der Pflege als auch in der ärztlichen Versorgung. Klassische Praxisübernahmen werden seltener, während gleichzeitig die Anforderungen an das Gesundheitswesen steigen. In Regionen wie Bautzen sind über 25 Kassenarztsitze unbesetzt. Sebastian Scholl, Beauftragter für die Modellregion Gesundheit Lausitz, brachte es auf den Punkt:
Die Versorgung, wie wir sie kennen, wird es so nicht mehr geben – wir müssen mutig sein und neue Wege gehen.
Die Antwort auf diese Herausforderungen soll ein systemischer Umbau sein – hin zu einer „Gesundheitsmodellregion Lausitz“. Hierfür wurden bereits konkrete Projekte angestoßen: Telemedizinische Netzwerke, interdisziplinäre Versorgungszentren und der Ausbau digitaler Infrastruktur sind zentrale Bausteine.
Ein besonders ambitioniertes Vorhaben ist die Gründung der neuen Medizinischen Universität Lausitz – Carl Thiem in Cottbus. Ab 2026 sollen hier Medizinerinnen und Mediziner ausgebildet werden – mit starkem Praxisbezug und Fokus auf die Bedürfnisse ländlicher Räume.
„Diese Universität wird einen entscheidenden Beitrag zur Gesundheitsversorgung der Zukunft leisten“, so Scholl.
Wie Zukunft konkret aussieht, zeigt das Beispiel des Städtischen Klinikums Görlitz: Dort ist seit Kurzem ein roboterassistiertes OP-System vom Typ Da Vinci Xi im Einsatz. Es ermöglicht minimalinvasive Eingriffe mit hoher Präzision – insbesondere in der Allgemeinchirurgie, Gynäkologie und Urologie. Die Technik wurde mit Mitteln des Strukturwandels finanziert und soll beispielhaft für andere Kliniken stehen.
„Der Da Vinci ist bereits in allen drei Schwerpunktregionen auf sächsischer Seite etabliert – das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gesundheitsmodellregion“,
betonte Romy Reinisch, Beigeordnete im Landkreis Bautzen.
Moderiert von Manuela Kohlbacher vom Institut für angewandte Beteiligung, stand der Abend nicht nur im Zeichen technischer Innovationen, sondern auch der Offenheit. Wie kann Versorgung menschlicher, effizienter und flexibler werden? Welche Rolle spielen neue Berufsbilder? Und wie gelingt es, junge Menschen für Gesundheitsberufe zu begeistern?
Die Veranstaltung machte deutlich: Der Wandel im Gesundheitswesen ist nicht aufzuhalten – aber er lässt sich gestalten. Die Lausitz hat das Potenzial, zum Vorreiter zu werden – durch Mut, Kooperation und gezielte Investitionen.