Chemnitz- Den Tätern ist offenbar gar nichts heilig. Gottlose Ganoven plündern historisches Grab. Nicht der erste Vorfall seiner Art. In der Vergangenheit machten sogenannte Kupferpiraten nicht mal vor Urnen halt.
Die Chemnitzer Gästeführerin Edeltraud Höfer ist empört. Auf dem Stadtfriedhof an der Wartburgstraße wurde kürzlich eine historische Kupferplatte aus einem Familiengrab gestohlen. Ein über 100 Jahre altes Stück. Wer dabei an einen großen Gewinn denkt, irrt gewaltig. Der Diebstahl lohnt sich nicht einmal finanziell und fügt einzig der Familie und dem Friedhof Schaden zu. Für Höfer, die solche Vorfälle immer häufiger beobachtet, ist damit eine klare Grenze überschritten.
Ärgerlich ist vor allem der historische Verlust. Bruno Ziegler, der Künstler hinter dem zerstörten Grabmal, zählt zu den bedeutendsten Bildhauern der Chemnitzer Stadtgeschichte. Seine Arbeiten finden sich nicht nur auf dem städtischen Friedhof, sondern prägen an vielen Orten das Stadtbild. Etwa die Figuren des alten Glockenspiels am alten Rathaus, die bis heute zu seinen bekanntesten Werken gehören.
Während Zieglers Werke das Stadtbild bis heute prägen, bleibt der Verlust auf dem Friedhof unwiederbringlich. Die Grabplatte der Familie Sitte gehörte zwar nicht zu seinen bedeutendsten Arbeiten, doch das scheint die Diebe kaum zu interessieren. Für die Hinterbliebenen hinterlassen sie dennoch eine schmerzliche Lücke.
Verhindern lässt sich ein solcher Diebstahl kaum. Laut Edeltraud Höfer wurden in der Vergangenheit schon Kerzen und Blumen von Gräbern entwendet. Und es geht sogar noch schlimmer. 2015 klauten gottlose Gangster auf dem Friedhof 26 Urnen. Die Täter hatten es auf die aus Buntmetall bestehenden Urnen Ummantelungen abgesehen. Im Zuge des Diebstahls verstreuten die Diebe die Asche der Verstorbenen einfach auf der Wiese. Die Polizei schätzte den Sachschaden damals auf 9.000 €.
Für die Angehörigen stand jedoch nicht der finanzielle Schaden im Vordergrund. Der emotionale Verlust spielte eine viel größere Rolle. Im Zuge der Aufnahmen trafen wir auf Christine Haensch. Die Urne ihrer Mutter wurde damals von den Kriminellen einfach eiskalt ausgekippt.
Für die Täter steht vermutlich nur der reine Kupferwert im Fokus. Für die Angehörigen jedoch geht es um weit mehr. Es geht um Erinnerungsorte und um Respekt vor den verstorbenen Familienmitgliedern. Werte, die den Tätern offenkundig völlig egal sind. Die Schändung von Gräbern durch Buntmetalldiebstahl hinterlässt so nicht nur materiellen Schaden, sondern reißt auch emotionale Wunden auf, die sich so leicht nicht schließen lassen.