Das mitteldeutsche Carsharing-Unternehmen TeilAuto hat einen neuen Meilenstein erreicht: 100.000 registrierte Nutzerinnen und Nutzer. In Leipzig wurde dieser Erfolg am Donnerstag mit einer Feierstunde begangen. An der Station Leipzig-Volkshaus begrüßte Oberbürgermeister Burkhard Jung neun neue Kund*innen, mit deren Anmeldung die symbolträchtige Zahl überschritten wurde.
Für Jung steht fest: Die Stadt müsse wieder den Menschen gehören. Geteilte Mobilität wie Carsharing sei dafür ein wichtiger Baustein.
Wir müssen den Umweltverbund weiter stärken. Es geht um Lebensqualität, Sicherheit, weniger Emissionen und weniger Lärm. Und das erreichen wir nicht, indem wir jedes Auto durch ein E-Auto ersetzen, sondern durch mehr Radverkehr, ÖPNV, Fußverkehr – und für den Rest ist Carsharing eine wunderbare Ergänzung.
TeilAuto startete 1992 als ökologisch motivierter Verein in Halle (Saale). Heute ist das Unternehmen in 29 Städten in drei Bundesländern aktiv – bald sogar als Genossenschaft. In Leipzig begann das Angebot vor 25 Jahren, inzwischen nutzen rund 45.000 Menschen hier etwa 1.000 Fahrzeuge – vom klassischen stationsbasierten Modell bis zum flexiblen Cityflitzer.
Torsten Bähr, Regionalleiter Leipzig, ist überzeugt, dass Carsharing eine dauerhafte Mobilitätslösung sein kann:
Für viele ist es eine echte Alternative zum eigenen Auto. Manche ergänzen es, andere schaffen ihr Fahrzeug ganz ab. Ein Carsharing-Wagen kann bis zu zehn Privatfahrzeuge ersetzen – das hat Wirkung.
Damit Carsharing weiter wachsen kann, braucht es vor allem eines: Platz. In Leipzig ist das ein Problem – es fehlt an freien Flächen. TeilAuto setzt daher auf Stellplätze im öffentlichen Raum und hofft auf politische Unterstützung, insbesondere beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Oberbürgermeister Jung signalisiert Zustimmung:
Der Stadtraum muss gerechter verteilt werden – zugunsten der Menschen und des Klimas.
Carsharing sei dabei keine Nischenlösung, sondern längst breit verankert.
Es sind nicht nur junge Leute. Wir sehen Nutzerinnen zwischen 18 und 80. Das ist eine echte soziale Bandbreite – und das macht Hoffnung“,
sagt Burkhard Jung.
Ein gutes Beispiel ist Ursula Weizel aus Leipzig-Baalsdorf. Sie hat ihr Auto abgeschafft und nutzt nun TeilAuto.
Wir fahren viel mit dem Tandem durch Leipzig. Für längere Strecken brauchen wir aber einen fahrbaren Unterstaz“,
erzählt sie. Als neue Nutzerin erhielt sie zur Begrüßung ein Fahrrad. Seit zwei Wochen ist sie dabei – bisher klappt alles gut. Nur die Entfernung zur nächsten Station sei ein Nachteil.
Zu Fuß brauche ich 15 Minuten, mit dem Tretroller zehn. Ich würde mir wünschen, dass es näher wäre – gerade in den Außenbezirken.
Ob Leipzigs Verkehr der Zukunft ganz ohne private Fahrzeuge auskommt, ist offen. Doch Anbieter, Politik und Nutzer*innen eint die Überzeugung: Carsharing ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit, weniger Verkehr – und einer gerechteren Verteilung des städtischen Raums.