Fr., 31.01.2025 , 18:47 Uhr

Während etwa 300 CDU-Fans ihrem Kanzlerkandidat zuhören - protestieren über 2000 Menschen vor der Tür der Ostra-Studios

Jubel und Protest: Wahlkampf mit Friedrich Merz in Dresden

Steht sie noch sicher, die Brandmauer – oder bröckelt sie schon? Eine Frage, mit der Friedrich Merz am Donnerstag bei einem Wahlkampfauftritt in Dresden nicht nur einmal konfrontiert wurde. In seiner Rede bemühte sich der CDU-Kanzlerkandidat um Schadensbegrenzung – während mehr als 2000 Demonstranten vor den Ostrastudios ihre Meinung dazu lautstark deutlich machten.

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Hier kommt er, der möglicherweise nächste Bundeskanzler – begleitet wird der triumphale Einmarsch von frenetischem Applaus der sächsischen Parteifreunde der CDU. Weit weniger freundlich gestimmt sind die Demonstranten vor den Ostra-Studios. Über 2000 Menschen sind gekommen, um Friedrich Merz lautstark deutlich zu machen, was sie von ihm halten – etwa von dem gemeinsamen Votum der CDU mit der AfD zum Thema Migrationspolitik, eine bisher nie dagewesenen Situation im Bundestag – die von der AfD bereits als der vermeintliche Fall der Brandmauer gefeiert wird. Ein Grund auch für die SPD, die Demo zu unterstützen.

Auf der Bühne macht Friedrich Merz mittlerweile klar, dass jede Stimme für die AfD nach der Wahl nichts mehr wert sei, da es mit ihm niemals zu irgendeiner Art von Zusammenarbeit mit dieser Partei kommen würde. Etwas Selbstkritik gibt es auch, nicht an seiner Person natürlich, sondern an seiner Amtsvorgängerin, die wiederum seine Pläne zum Thema Migration kritisiert hatte.

In der mehr als einstündigen Wahlkampfrede war die Migrationspolitik dann auch eins der Kernthemen, so wolle man im Paragraf 1 des Aufenthaltsgesetzes in die bisherige Formulierung „Verteilung der Zuwanderung“ durch das Wort „Begrenzung“ ergänzen – da müsse sich doch ein Konsens auch innerhalb der demokratischen Fraktionen finden lassen.

Nur wer Leistung bringt, soll auch belohnt werden – vorausgesetzt er ist in der Lage dazu. Mit dem System Bürgergeld hat Friedrich Merz ein größeres Problem.

Sozialsysteme und Arbeitswelt ächzen unter dem demografischen Wandel. Auch Ältere sollen künftig mehr mit anpacken, allerdings möglichst freiwillig – verspricht der Kanzlerkandidat.

Mehr Spaß an der Arbeit, weniger Bürokratie und auch die bessere Nutzung moderner Technologien – das sei der Weg in die Zukunft. So biete etwa die Gesundheitskarte ungeahnte Potentiale.

„Einigkeit, Recht und Freiheit“ – mit der Nationalhymne endete traditionell auch dieser CDU-Wahlkampfauftritt. Am 23. Februar ist Bundestagswahl – die Stimmen der Anwesenden im Saal dürfte Friedrich März sicher in der Tasche haben – die der Protestierenden vor den Ostra Studios genauso sicher nicht.