Die Festnahme der mutmaßlichen RAF-Terroristin Daniela Klette nach 30 Jahren im Untergrund hat deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Dabei steht vor allem ihr Aufenthaltsort im Fokus. Offenbar konnte eine der meistgesuchten Frauen Deutschlands jahrelang ein relativ normales Leben im Herzen von Berlin führen. Zur Tarnung ihrer Identität setzte die 65-Jährige zwar gefälschte Personaldokumente ein; darüber hinaus scheint die Gesuchte jedoch ein eher unauffälliges Leben geführt zu haben, inklusive sozialer Kontakte, wie aus ihrem mutmaßlichen Facebook-Profil hervorgeht. Und genau diese dürften einen nicht unerheblichen Beitrag zur Ergreifung von Daniela Klette geleistet haben.
Im Rahmen einer Recherche wurde das Netzwerk Bellingcat angefragt. Mithilfe einer Gesichtserkennungssoftware lösten die Journalisten im Anschluss eines der größten Rätsel der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. Mit dem Fahndungsfoto gefüttert, führte diese zu weiteren Aufnahmen der Gesuchten, die nahelegten, dass sich das mutmaßliche ehemalige Mitglied der Roten Armee Fraktion in einem Berliner Kampfsportverein engagierte. Von diesem Punkt an dürfte es für die Beamten schnell gegangen sein. Die Festnahme von Klette wirft allerdings Fragen auf: Wie konnten Journalisten einen Fall lösen, der Heerscharen von Kriminalisten über Jahrzehnte beschäftigte, und wie geht man mit einer Software um, die Menschen auch im Großstadtdschungel zuverlässig sichtbar macht?“