Do., 30.10.2025 , 16:41 Uhr

Leipzig, Chemnitz, Sachsen

Kita droht das Aus: Dorfgemeinschaft Ossa kämpft gegen Schließung

In Ossa bei Geithain droht der Kita „Abenteuerland“ das Aus – zu wenige Kinder, zu hohe Kosten. Doch das Dorf hält dagegen: Eltern, Großeltern und Unterstützer kämpfen gemeinsam für den Erhalt ihrer Kita – und damit für das Herz ihrer Gemeinschaft.

Kita droht das Aus: Dorfgemeinschaft Ossa kämpft gegen Schließung

In Ossa bei Geithain spielt sich derzeit ein Kampf um den Erhalt eines wichtigen Dorfmittelpunkts ab: der Kita „Abenteuerland“. Weil die Auslastung der Einrichtung sinkt, droht in zwei Jahren die Schließung – doch die Menschen im Ort wollen das nicht hinnehmen.

Die kleine Kita im Geithainer Ortsteil Ossa bietet Platz für 31 Kinder. Doch aktuell sind zu viele Plätze unbesetzt. Laut Stadtverwaltung müsste die Auslastung bei mindestens 50 Prozent liegen, um wirtschaftlich betrieben werden zu können. Bleiben die Zahlen weiter so niedrig, könnte im September 2026 Schluss sein.

„Unsere Kita ist etwas Besonderes – die Kinder sind viel draußen, erleben die Natur hautnah. Das ist keine reine Betreuung, das ist Leben im Dorf“, sagt Grit Kuhnitzsch, Vorsitzende des Vereins Dorfleben e.V.. Gemeinsam mit anderen Eltern und Unterstützern engagiert sie sich seit Monaten für den Erhalt der Einrichtung.

Verein kämpft für den Erhalt

Um Lösungen zu finden, hat sich die Dorfgemeinschaft im Sommer zum Verein Dorfleben e.V. zusammengeschlossen. Ziel ist es, gemeinsam mit der Stadt Geithain Wege zu suchen, die Kita langfristig zu sichern. Denkbar seien unter anderem Kooperationen mit Unternehmen, die Betreuungsplätze finanzieren, oder regionale Fördermodelle.

„Wir sind guter Hoffnung, dass der Kindergarten bleibt. Die Stadt sagt, das Geld fehlt – wir als Verein stehen hinter der Einrichtung und suchen Lösungen“, betont Kuhnitzsch.

Die Kita selbst befindet sich in gutem baulichem Zustand. Erst kürzlich wurde das Bad aufwendig saniert. Eine Schließung würde daher auch bedeuten, dass bereits getätigte Investitionen verloren gingen.

Sinkende Geburtenzahlen als Hauptgrund

Das Problem in Ossa steht stellvertretend für viele Orte in Sachsen. Die Geburtenzahlen sinken – vor allem im ländlichen Raum. 2024 wurden bundesweit rund 693.000 Kinder geboren, so wenige wie seit über zehn Jahren nicht. Im Osten sank die Zahl laut Statistik um mehr als neun Prozent.

Für viele Kommunen bedeutet das: mehr Kita-Plätze als Kinder. Diese Entwicklung stellt Städte und Gemeinden vor schwierige Entscheidungen.

„Wie in anderen Regionen gehen die Kinderzahlen zurück. Das stellt die Kommune vor Herausforderungen – gerade, wenn sie selbst Träger ist“, sagt die Geithainer Stadträtin Gabi Sporbert (CDU).

Mehr als eine Betreuungseinrichtung

Für die Menschen in Ossa ist die Kita „Abenteuerland“ weit mehr als ein Ort der Betreuung. Sie gilt als Treffpunkt, als Herz des Dorfes – und als Symbol für Gemeinschaft. Viele Familien haben hier Generationen übergreifende Erinnerungen.

„Viele Dorffeste fanden hier statt, die Kinder haben sogar Modenschauen gemacht – starke Erinnerungen“, erzählt eine Anwohnerin.

Würde die Kita schließen, müssten Eltern ihre Kinder in Einrichtungen der Kernstadt bringen – mit längeren Fahrtwegen und dem Verlust eines wichtigen sozialen Ankers. „Die Eltern müssten in städtische Kitas wechseln, und der dörfliche Zusammenhalt würde leiden“, so Kuhnitzsch.

Entscheidung steht noch aus

Noch ist nichts entschieden. Die Stadt Geithain will bis Ende 2025 prüfen, ob sich die Belegung stabilisiert. Erst danach soll über die Zukunft der Kita entschieden werden.

„Mir fehlt, dass das umfassend diskutiert wird – nicht nur von einer Handvoll Stadträtinnen und Stadträte“, sagt Sporbert. Der Verein lädt deshalb die Entscheidungsträger nach Ossa ein, um ihnen vor Ort zu zeigen, was auf dem Spiel steht.

Ob die Kita „Abenteuerland“ über den Sommer 2026 hinaus bestehen bleibt, entscheidet bald der Stadtrat. Für Ossa geht es dabei nicht nur um Zahlen, sondern um Zusammenhalt, Identität – und die Frage, ob Engagement am Ende doch den Unterschied machen kann.