Do., 18.12.2025 , 16:41 Uhr

Schließung ab 2027

Leipziger Literaturhaus kämpft ums Überleben

Christa Wolf, Martina Hefter und viele andere bekannte Autorinnen und Autoren waren hier zu Gast. Doch dem einzigen Literaturhaus Sachsens droht das Aus. Die Rücklagen aus DDR-Stiftungsvermögen sind nahezu aufgebraucht, während Mieten, Personal- und Betriebskosten weiter steigen. Rund 200.000 Euro pro Jahr werden benötigt – ohne eine dauerhafte Förderung der Stadt könnte das Literaturhaus ab 2027 schließen.

Geschäftsführer Thorsten Ahrend warnt seit Jahren vor dieser Entwicklung. In den vergangenen 35 Jahren seien rund 5.000 Veranstaltungen realisiert worden, finanziert aus dem vorhandenen Vermögen. Dass diese Mittel irgendwann erschöpft seien, sei absehbar gewesen. „Ohne öffentliche Förderung kann es nicht anders sein“, sagt Ahrend.

Eine Schließung hätte weitreichende Folgen: Mitarbeitende würden ihre Arbeitsplätze verlieren, Autorinnen und Autoren Auftrittsmöglichkeiten – und Leipzig einen zentralen literarischen Begegnungsort. Für die Jahre ab 2027 hat das Literaturhaus bei der Stadt Leipzig Fördermittel in Höhe von rund 205.000 Euro jährlich beantragt. Trotz der angespannten Haushaltslage hofft Ahrend auf eine Entscheidung des Stadtrats.

Dabei kommt das Literaturhaus Leipzig im Vergleich zu anderen Häusern bundesweit mit einem besonders kleinen Budget aus. Gleichzeitig ist seine Bedeutung groß: Leipzig blickt auf eine lange Buchtradition zurück, Verlage wie Brockhaus und Reclam wurden hier gegründet, seit 1949 findet die Leipziger Buchmesse statt. Das Literaturhaus ergänzt dieses kulturelle Erbe mit Lesungen, Diskussionen und internationalen Gästen. „Hier waren viele Nobelpreisträger, oft ist der Saal mit 300 Menschen ausverkauft“, sagt Ahrend. Ein Wegfall würde viele treffen.

Auch die Stadt Leipzig erkennt die kulturelle Bedeutung an. Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke betont, dass der schwindende Vermögensbestand bekannt sei. Eine institutionelle Förderung sei grundsätzlich eine mögliche Lösung, der politische Wille zum Erhalt des Literaturhauses sei vorhanden – doch angesichts knapper Kassen fehlen bislang konkrete Zusagen.

Während auf Verwaltungsebene weiter verhandelt wird, läuft dem Literaturhaus die Zeit davon. „Wir haben sehr lange signalisiert, dass dieser Tag kommen wird“, sagt Ahrend. „Und jetzt sind es immerhin noch zwei Jahre.“

Zwei Jahre, in denen sich entscheidet, ob Leipzig einen seiner wichtigsten literarischen Orte behalten kann. Das Literaturhaus kämpft weiter – gegen die Zeit.