Mo., 05.05.2025 , 16:43 Uhr

Ab dem 1. Januar 2026 soll die Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants dauerhaft von 19 auf 7 Prozent sinken

Mehrwertsteuerabsenkung in der Gastronomie: Entlastung kommt - Sorgen bleiben

Chemnitz- Es ist eigentlich eine gute Nachricht für Deutschlands Gastronomiebetriebe – zumindest auf den ersten Blick. Ab dem 1. Januar 2026 soll die Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants dauerhaft von 19 auf 7 Prozent sinken. Ein Schritt, der in der Branche lange gefordert wurde und nun im Koalitionsvertrag festgeschrieben ist. Doch lassen sich mit dieser Ersparnis die Probleme im Gastrosektor wirklich in den Griff bekommen?

Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist sie bereits beschlossene Sache: Die Mehrwertsteuer auf Speisen im Restaurant soll dauerhaft von 19 auf 7 Prozent gesenkt werden. Seit Jahren von Verbänden wie der Dehoga gefordert, soll diese Regelung ab dem 1. Januar 2026 in Deutschland Realität werden. Aus Sicht von Claudia Lappöhn gibt es dennoch wenig zu feiern. Die Gastronomin leitet seit Jahren eine Sportgaststätte. Für sie ist die Mehrwertsteuersenkung ein längst überfälliger Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit – insbesondere im europäischen Vergleich.
Begeisterung klingt anders. Zur Wahrheit gehört nämlich auch: Die Branche kämpft mit einer Vielzahl von Problemen. Gestiegene Energie- und Einkaufspreise, eine Kundschaft, die verstärkt auf To-go-Angebote setzt oder sich gleich selbst bekocht – und nicht zuletzt der Mindestlohn – setzen Gastronomiebetriebe massiv unter Druck. Besonders die Entlohnung dürfte aus Sicht von Claudia Lappöhn das finanzielle Plus durch die Mehrwertsteuersenkung wieder auffressen. Denn auch eine weitere Erhöhung des Mindestlohns wurde im Koalitionsvertrag angekündigt. Für eine Branche, in der viele Hände tagtäglich dafür sorgen, dass der Betrieb läuft, ist das mehr als nur ein Randproblem.
Eigentlich stünde für Lappöhn die Rückzahlung eines elterlichen Darlehens ganz oben auf der Prioritätenliste – doch unter den aktuellen Bedingungen müsse man den entstehenden finanziellen Spielraum vor allem für die zukünftige Lohnzahlung nutzen.
Und noch ein anderer Punkt sorgt für Diskussionen am Stammtisch. Immer wieder wird der Branche vorgeworfen, viele schlecht geführte Betriebe seien selbst Teil des Problems. Ganz von der Hand zu weisen sei das aus Sicht von Claudia Lappöhn nicht. Allerdings bestehe ein Großteil der Restaurants und Lokale in Sachsen aus inhabergeführten Betrieben. Und diese würden regelrecht in Auflagen und Bürokratie ersticken. Viel Arbeit für die Unternehmer – da bleibe oft kaum Zeit für andere betriebliche Aufgaben.
Deutschland als Bürokratiemonster – ein Problem, das nicht nur Restaurants betrifft. Auch dieser Punkt wurde im aktuellen Koalitionsvertrag aufgegriffen, Maßnahmen wurden angekündigt. Doch deren Umsetzung dürfte deutlich schwieriger zu realisieren sein als die Mehrwertsteuersenkung – und vor allem länger dauern. Es wird also Geduld brauchen. Eine Tugend, die in den vergangenen fünf Jahren in vielen Betrieben ebenso rar geworden ist wie das Schnitzel zum Schnäppchenpreis