Mo., 07.07.2025 , 19:22 Uhr

Im Cabrio ging ohne Sonnencreme gar nichts

Ostblock-Ausfahrt: Schnitzeljagd statt Bleifuß

Chemnitz- Heiße Kisten, kühler Kopf: Wenn die Macher von Ostblock Customs zur Ausfahrt laden, wird aus Blechliebe ein Abenteuer auf vier Rädern. Vollgas? Braucht hier keiner – denn Cleverness und Geschicklichkeit sind eher gefragt als Drehmoment und Pferdestärken.

Bei Temperaturen um 30 Grad luden die Macher von Ostblock Customs zur Schnitzeljagd auf den Straßen des Freistaates. Seinen Ursprung hat die motorisierte Hatz nach Punkten sozusagen am Stammtisch, denn beim Urknall des Events stand die Pflege des Freundeskreises im Vordergrund.
Wie schon im letzten Jahr meinte es Clara gut mit den Teilnehmern — vielleicht ein wenig zu gut. Im Cabrio war ohne Sonnencreme nichts zu machen, und auch mit geschlossenem Dach lag die Innentemperatur oft außerhalb der Wohlfühlzone. Das liegt vor allem am Alter der Fahrzeuge, auch wenn der ein oder andere lediglich mit Wartungsstau zu kämpfen hatte. Eine S-Klasse verwöhnte ihre Passagiere schon vor 40 Jahren mit einer Klimaanlage — Luxus, der einem Großteil des Starterfeldes mit Blick auf Erstzulassung und Ausstattung verwehrt blieb. Den Spaß scheint es kaum getrübt zu haben, eher die Rundenzeiten, denn temperaturbedingt stieg die Anzahl der Boxenstopps an. Statt Superplus stand allerdings eher kühles Wasser auf dem Programm.
Die Autos vertrugen die rund 180 km Asphalt bei hochsommerlichen Temperaturen mit Blick aufs Alter recht gut. Ein Käfer musste Federn lassen — von mangelnder Kompression war die Rede. Dass die Senioren auf vier Rädern relativ vollzählig über die Ziellinie rollten, liegt am Wesen der Ausfahrt. Auch wenn sich das Starterfeld in weiten Teilen aus Klassikern des Automobilbaus zusammensetzt und der eine oder andere schneller könnte, wenn er wollte, spielen Drehmoment und Pferdestärken bei der Platzierung kaum eine Rolle.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Bei dem bunt gemischten Teilnehmerfeld handelt es sich natürlich um Petrolheads im besten Sinne — im Mittelpunkt steht die Liebe zum Auto. Allerdings in familiärer Atmosphäre. Viele Teilnehmer sind Stammgäste, man kennt sich. Thomas Kieß ist seit mehr als einem Jahrzehnt auf Trophäenjagd. Trotz reger Teilnahme blieb ihm das oberste Treppchen bisher allerdings verwehrt. Er wird es im 15. Anlauf erneut versuchen müssen. Gefragt sind weder Vollgasorgien noch Popometer, sondern Grips, Fingerfertigkeit und ein wenig Glück.
Dinge, die die StVO kaum tangieren können. Die Fahrt von Wertungsprüfung zu Wertungsprüfung allerdings schon. Doch schon das Spielprinzip verhindert eine allzu zügige Fortbewegung, denn unterwegs müssen Hinweise eingesammelt werden — und das geht mit ansteigender Geschwindigkeit naturgemäß immer schlechter.
Auch im kommenden Jahr soll die Sause wieder steigen: Die Organisation dieser beginne im Prinzip mit Beendigung der vorangegangenen. Genug Zeit also, um defekte Klimaanlagen in Ordnung zu bringen und sich auf die wohl ungewöhnlichsten Wertungsprüfungen vorzubereiten, die der Motorsport in Sachsen zu bieten hat — nach der Rallye ist vor der Rallye.