Mo., 27.10.2025 , 16:29 Uhr

Chemnitz kürzt – Zahlt die Jugend die Zeche?

Spielmobilkongress wird zum Sparalarm

Chemnitz- Fünf Tage lang wurde in Chemnitz gespielt, gebastelt, gelacht – doch das bunte Treiben begleitete ein bitterer Beigeschmack. Während Kinder auf dem Garagencampus tobten, ging es in den Köpfen vieler Verantwortlicher längst um etwas anderes: ums Geld. Und darum, wie viel Zukunft man sich im Rathaus eigentlich noch leisten will.

Spielen ohne Grenzen hieß es fünf Tage lang in Chemnitz – beim 53. Internationalen Spielkongress. Und in der Tat war der Garagencampus am Sonntag ein Paradies für Kinder. Diverse Mitmachangebote, von Basteln über sportliche Betätigung bis hin zum Smoothiemixen, lockten zahlreiche Gäste in das ehemalige Straßenbahndepot. Das war zwar schön anzusehen und sorgte bei den Rezipienten für große Begeisterung, in den vorangegangenen Tagen ging es jedoch vor allem um Austausch und Bildung.

Die diesjährige Veranstaltung stand unfreiwillig unter einem besonderen Stern – einem, der zwar hell leuchtet, dessen Strahlkraft aber eher als Warnsignal verstanden werden kann. Denn der Rotstift regiert angesichts klammer Kassen auch in Chemnitz. Und das macht sich nicht zuletzt in Kürzungen im Bereich Jugendarbeit und Kultur bemerkbar. Aus Sicht von Gregor Richter vom Bündnis Allianz für Substanz liegt das auch daran, dass Kinder keine Lobby haben und dementsprechend kaum mitreden können. Um auf dieses Thema aufmerksam zu machen, wurde – oder musste – eine Demonstration auf der Zwickauer Straße angemeldet werden. Ursprünglich war geplant, dort eine temporäre Spielstraße einzurichten. Das scheiterte jedoch an den Behörden – derartige Aktionen seien nur im Rahmen einer Kundgebung möglich. Und so fanden sich Rednerinnen und Redner, die im strömenden Regen auf die aus ihrer Sicht falsch priorisierten Sparmaßnahmen des Rathauses aufmerksam machten. Auf den ersten Blick wirkten die Kürzungen zwar moderat, doch wer genauer hinsah, erkannte schnell das tatsächliche Ausmaß des Rotstiftes.

Für Christian Päutz von der KINDERVEREINIGUNG Sachsen e. V. liegt das Problem in einer falschen Prioritätensetzung. Kinder- und Jugendarbeit werde oft unterschätzt und zu leichtfertig jenem Stift überlassen, der nur eine Farbe kennt. Genau an dieser Stelle brauche es ein Umdenken. Natürlich sei klar, dass bei knappen Finanzen gespart werden müsse – unter Umständen auch in der Kinder- und Jugendarbeit. Päutz wünscht sich bei derartigen Verhandlungen allerdings mehr Miteinander. Denn bislang kämpfe jede betroffene Einrichtung nur für sich selbst.

Sozial- und Jugendarbeiter sind auf Vertrauen angewiesen – Vertrauen, das oft über Jahre hinweg mühsam aufgebaut wird. Werden entsprechende Stellen gestrichen, um sie vielleicht später wiederzubesetzen, ist das frühere Personal meist längst weitergezogen, und die aufwändige Beziehungsarbeit muss von Neuem beginnen. Und für diese Arbeit braucht es vor allem eine Ressource – nämlich Geld. Kinder- und Jugendarbeit ist immer eine Investition in die Zukunft. Die Früchte daraus lassen sich selten innerhalb einer Legislaturperiode ernten. Das Thema ist deshalb nur bedingt wahlkampftauglich. Doch die Probleme, die aus allzu drastischen Sparmaßnahmen in diesen Bereichen entstehen, könnten sich langfristig nicht nur in den sozialen Strukturen, sondern auch weiter im Stadtbild bemerkbar machen.