In Leipzig sind am Wochenende zwei Welten aufeinander geprallt: Während im Gewandhaus rund 4.500 Absolventinnen und Absolventen der Universität Leipzig feierlich verabschiedet werden, zeigen Handwerksbetriebe auf dem Marktplatz beim „Tag des Handwerks“, wie vielfältig und attraktiv eine Ausbildung sein kann. Die zentrale Frage: Studium oder Lehre – welcher Weg lohnt sich mehr?
Für Professorin Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig, ist das Studium ein zentraler Baustein für die Zukunft der Absolventen. „Ich halte beide Bildungswege, den in einem Unternehmen über Berufsschule begleitet und den über eine Universität mit einem universitären Studium, für absolut gleichwertig und gleichermaßen sinnvoll und notwendig für unsere Gesellschaft,“ betont sie. Leipzig sei dabei ein besonderer Standort mit einer enormen Fächervielfalt und enger Anbindung an außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.
Parallel dazu wirbt das Handwerk um Nachwuchs. Denn: In vielen Betrieben bleiben Lehrstellen unbesetzt. Volker Lux, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Leipzig, spricht offen über die Herausforderungen: „Wir können viele Menschen haben, die kluge Dinge planen, aber irgendeiner muss es mal bauen – und das sind die Handwerker.“ Studien belegen zudem, dass Handwerkerinnen und Handwerker überdurchschnittlich zufrieden und gesund sind. Rund 85 Prozent bewerten ihre Gesundheit als gut bis sehr gut – deutlich mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Ministerpräsident Michael Kretschmer kennt beide Welten: Ausbildung und Studium. Für ihn ist entscheidend, dass es keinen „Abschluss ohne Anschluss“ gibt. „Man muss immer auf die jeweilige Lebenssituation Rücksicht nehmen und ein bisschen auf sich reinhören, was liegt mir, was will ich machen,“ sagt er. Auch die duale Ausbildung habe in den vergangenen Jahren wieder an Attraktivität gewonnen – selbst für Abiturienten.
Dass das Handwerk finanziell konkurrenzfähig ist, zeigt ein Blick in Studien: Wer nach einer Ausbildung den Meister macht, kann im Laufe des Berufslebens ähnlich viel verdienen wie Akademiker. Zudem winken Selbstständigkeit und die Chance, einen Betrieb zu übernehmen – allein in den kommenden fünf Jahren suchen bundesweit rund 125.000 Handwerksbetriebe dringend Nachfolger.
Ob Hörsaal oder Werkbank: Beide Wege bieten Chancen. Während Universitäten wie Leipzig den Zugang zu Wissenschaft und Forschung ermöglichen, punktet das Handwerk mit Praxisnähe, Selbstständigkeit und einer hohen Lebenszufriedenheit. Entscheidend bleibt, dass junge Menschen frühzeitig beraten werden – und am Ende den Weg wählen, der zu ihren Talenten und Vorstellungen passt.