Seit Jahrzehnten sorgt sie dafür, dass kein Kind und kein junger Mensch hungrig bleiben muss.
Ich habe das von meiner Mama, sie hat nach dem krieg auch immer Straßenkindern geholfen. Nach der Wende wohnte ich gegenüber einer Wiese, da haben viele gesessen… und dann habe ich die rüber zu mir ins Haus geholt und ihnen etwas zu essen gegeben.
Was einmal mit ein paar Stullen auf einer Wiese begann, ist heute zu einem der wichtigsten Schutzräume für junge wohnungslose Menschen in Leipzig geworden.
Im Straßenkinder e.V. gibt es jeden Tag eine warme Mahlzeit – kostenlos. Gedacht ist das Angebot für Kinder und Jugendliche, doch auch junge Erwachsene bis 30 finden hier Schutz, Wärme, Kleidung und ein Gespräch.
Viele der Besucherinnen und Besucher verbringen den Winter draußen, in Notunterkünften oder in Übergangsheimen. Für sie bedeutet eine warme Suppe manchmal mehr als man von außen sieht.
Einer, der fast täglich kommt, ist Markus.
Seit zwei Jahren holt er sich hier Essen – und ein Stück Stabilität.
Ich bin Adoptivkind (…) Ich bin zu einer Familie gekommen, die mich nicht wirklich lieben konnten (…) Die haben mich halt mit 14 wieder ins Heim geschoben. Sie wollten mich nicht.
Heute ist er 29. Ein Mann, der gelernt hat, allein zu überleben.
Der Weg in die Obdachlosigkeit begann in Dresden, nach einer schweren Psychose:
Ich bin eigentlich Dresden (…) Ich habe eine Psychose bekommen (…) und dann bin ich halt hier nach Leipzig gekommen […] und bin seitdem im Obdachlosenheim.
Mit seinem Betreuer sucht Markus wöchentlich Wohnungen:
Jede Woche gucke ich bestimmt nach fünf Wohnungen, aber bei meinen Schulden habe ich keine Chance.
Und doch hat er etwas geschafft, woran viele scheitern:
Ich war 14 Jahre heroinabhängig. Bin jetzt seit drei Jahren clean.
Jeden Tag holt er seine Substitutionsmedikation. Jeden Tag kämpft er weiter.
Anne Hermann, Sozialpädagogin beim Straßenkinder e.V., erlebt das jeden Tag. Seit mehr als zwölf Jahren begleitet sie junge Menschen, die im Winter auf der Straße überleben müssen.
Wir haben laut Statistik in Leipzig fast 1000 gezählte Obdachlose… aber die Dunkelziffer ist natürlich viel größer. Die Notschlafstellen sind einfach bei weitem nicht ausreichend.
Für viele bleibt der Straßenkinder e.V. deshalb die einzige feste Anlaufstelle.
Anne Hermann zeigt, was im Haus möglich ist – dank Spenden und ehrenamtlichem Einsatz:
Es gibt getrennte Sanitärbereiche für Frauen und Männer, eine Dusche, Waschmaschine, Trockengelegenheit.
Gerade im Winter bedeuten diese Räume: Würde. Sicherheit. Wärme.
Der Verein finanziert sich komplett durch Geld- und Sachspenden. Auch heute gibt es Unterstützung:
Die Firma FERCHAU überreicht Gabi Edler einen Scheck.
Markus Burkhardt sagt:
Wir machen das schon seit sehr vielen Jahren, weil es einfach ein super tolles Projekt ist. Wir haben selber Mitarbeiter, die damals Straßenkinder waren… und das wollen wir einfach unterstützen.
Spenden ermöglichen es, dass Gabi Edler und ihr kleines Team weitermachen können.
Für viele, die hierherkommen, ist der Winter die härteste Zeit des Jahres. Und genau deshalb ist Weihnachten beim Straßenkinder e.V. besonders bedeutsam.
Wir haben die große Kinderweihnachtsfeier, wo auch ein Weihnachtsmann kommt und Geschenke verteilt. Wir bekommen vorneweg die Wunschzettel… und kümmern uns darum, dass das organisiert wird
sagt Anne Hermann.
Auch am Heiligabend bleiben die Türen offen:
Da haben wir mit unseren Besuchern ein großes Weihnachtsessen. Ein Drei-Gänge-Menü, was sonst wirklich selten der Fall ist. Und dann bekommen sie halt auch immer noch eine Kleinigkeit.
Ein Abend, der sich ein bisschen nach Zuhause anfühlt – für Menschen, die sonst keinen Ort hätten.
Der Straßenkinder e.V. ist mehr als ein Haus.
Er ist ein Versprechen:
Niemand bleibt allein.
Niemand bleibt hungrig.
Und jeder verdient einen Ort, an dem er gesehen wird.
Für Markus, für viele andere – und dank Tante E, die auch mit 82 noch jeden Morgen die Tür öffnet.