Einführung der Blankoverordnung in Leipzig
Seit November gilt in Sachsen die sogenannte Blankoverordnung, die eine bedeutende Veränderung in der Physiotherapie mit sich bringt. Zunächst betrifft die Regelung vor allem die Behandlung von Schulterbeschwerden. Therapeuten erhalten mehr Entscheidungsspielraum hinsichtlich der Art und Anzahl der Behandlungen. Aline Lange, eine erfahrene Physiotherapeutin aus Leipzig, beschreibt die Auswirkungen der neuen Regelung: „Früher mussten Patienten nach sechs Behandlungseinheiten erneut zum Arzt. Jetzt entscheiden wir als Therapeuten selbst, wann die Therapie beendet ist.“ Diese größere Autonomie verändert die bisherige Praxis erheblich.
Vorteile und Herausforderungen der neuen Regelung
Die Blankoverordnung bietet vor allem Flexibilität in der Therapieplanung, was auch eine Entlastung für die Ärzte bedeutet. „Indem der Arzt uns Entscheidungen überträgt, die nicht immer in seinen Fachbereich fallen, kann er sich auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren“, erklärt Lange. Doch es gibt auch Unsicherheiten, etwa hinsichtlich der genauen Umsetzung und der damit verbundenen Kosten. Patienten sollten sich bewusst sein, dass die Blankoverordnung nur für 16 Wochen gültig ist und die Zuzahlung nicht mehr auf sechs Behandlungen begrenzt ist. Langfristig könnten sich dadurch höhere Kosten ergeben, obwohl eine gezielte Therapie unter Umständen zu schnelleren Ergebnissen führen könnte.
Unklarheiten und offene Fragen
Trotz der Vorteile bleiben viele Fragen zur praktischen Anwendung der Blankoverordnung offen. „Es ist noch unklar, wie die Krankenkassen die Angemessenheit der Behandlungen prüfen werden“, sagt Lange. Diese Unsicherheit sorgt für zögerliche Reaktionen sowohl bei Therapeuten als auch bei Patienten. Das Bundesgesundheitsministerium hat angekündigt, die Regelung einer gründlichen Auswertung zu unterziehen – eine Entscheidung, die in den Praxen für zusätzliche Unruhe sorgt. Ob die neuen Mechanismen tatsächlich zu einer individuelleren und effizienteren Therapie für alle Patienten führen, bleibt abzuwarten.