Mi., 16.07.2025 , 14:31 Uhr

Manche Stücke sind Jahrtausende alt, doch ihre Herkunft bleibt ein Problem

Vom Wohnzimmer ins Museum - Wie eine Schenkung zum Glücksfall mit Makel wurde

Chemnitz- Es ist ein seltener Glücksfall, der im Museum für Archäologie aktuell ausgestellt ist.  Gezeigt wird eine Schenkung von 94 Tongefäßen –  teils Jahrtausende alt. Doch ihre Herkunft bleibt ein Problem. Vermutlich aus privaten Grabungen stammend, sind die Funde oft unsachgemäß geborgen und kaum dokumentiert. Die Schau in Chemnitz beleuchtet das Spannungsfeld zwischen Bewahrung und Verlust.

Was im Foyer des Staatlichen Museums für Archäologie in Chemnitz im Rahmen einer Ausstellung gezeigt wird, sorgt für Zwiespalt in der Einrichtung. Unter dem Titel „Vom Wohnzimmer ins Museum – die Sammlung Uwe Ritter“ rückt die kleine Schau eine Schenkung ins Licht, die es in sich hat. Uwe Ritter, ein ehemaliger Zugbegleiter, sammelte über Jahrzehnte hinweg prähistorische Funde aus Sachsen und Europa. Insgesamt 94 Objekte, darunter kleine Tassen, große Schalen und verzierte Vorratsgefäße, hat er dem Landesamt für Archäologie Sachsen geschenkt. Das älteste Gefäß stammt aus dem Frühneolithikum, während das jüngste ins Frühmittelalter datiert. Was wie ein Glücksfall wirkt, hat jedoch auch seine Schattenseiten. Denn die Gegenstände stammen wohl überwiegend aus dem privaten Kunsthandel – und dieser legt in der Regel wenig Wert auf die archäologisch korrekte Erfassung der Fundumstände. Für Wissenschaftler ein Graus.

Dass der kleine Schatz nun ausgestellt werden kann, ist vermutlich der Sammelleidenschaft des Spenders zu verdanken, ohne die der kostbare Fundus wohl auf Nimmerwiedersehen im privaten Kunsthandel verschwunden – und damit für die Nachwelt verloren gegangen wäre. Denn Uwe Ritter wollte seine Schätze in guten Händen wissen und vor allem die Sammlung in ihrer Gesamtheit erhalten. Und das wäre wohl am Markt kaum realisierbar gewesen. Solche Schenkungen seien laut Kuratorin Linda Seifert nicht ungewöhnlich, in diesem Umfang allerdings relativ selten. Den „Anbietern“ gehe es meist um die Wertermittlung der gesammelten Stücke. Dabei könne man behilflich sein – allerdings bleibe es in der Regel bei einer Begutachtung. Ein Ankauf derartiger Funde sei ausgeschlossen und es werde auch kein Finderlohn gezahlt. Das liegt nicht zwangsläufig an den klammen Kassen der Museen. Würde ein Kauf zustande kommen, könne dies den Handel mit solchen Objekten weiter anheizen – was wiederum dafür Sorge, dass historisch wertvolle Gegenstände in privaten Vitrinen verschwinden. Vielmehr wolle man darauf hinwirken, dass archäologische Funde beim zuständigen Amt gemeldet und so von Fachleuten untersucht werden können.

Der Sammlung Ritter konnten die Experten trotz unbekannter Fundumstände noch das eine oder andere Geheimnis entlocken. Manches davon ist aus archäologischer Sicht allerdings eher ein Graus: So entpuppten sich vermeintliche Ablagerungen in einem alten Gefäß als Rotweinreste jüngeren Jahrgangs. Uwe Ritter hatte offenbar aus dem kostbaren Stück gelegentlich den Rebensaft genossen. Allzu übel nahmen ihm das die Verantwortlichen jedoch nicht. Denn Ritter habe mit der Meldung an das Landesamt für Archäologie Sachsen das einzig Richtige getan – und damit den kommerziellen Kreislauf durchbrochen, der dafür sorgt, dass solche Relikte vergangener Zeiten im Keller privater Sammler verschwinden und so der Öffentlichkeit entzogen werden. Interessierte können die Sammlung noch bis zum 31. August 2025 im Foyer des des Staatlichen Museums für Archäologie in Chemnitz besichtigen.