Mo., 19.05.2025 , 17:43 Uhr

Wadenkrampf trifft Kulturhauptstadt: Laufen, leiden, lachen!

Chemnitz- Was als unschuldiger Besuch einer Pressekonferenz begann, endete drei Wochen später mit einem Lauf durch Regen, Schmerz – und Musik: Unser Kollege Nico Adam fand sich plötzlich als einer von rund 8.000 Läufern beim Europäischen Kulturhauptstadt-Marathon und 50. Deutschen Sparkassen-Marathon wieder. Eine Mischung aus ehrgeiziger Selbstüberschätzung, Trotz und einer unüberlegten Abmoderation brachte ihn kurzerhand an den Start des Halbmarathons. Wie er das Rennen erlebt hat, erzählt er in einem persönlichen Bericht – zwischen Gänsehautmomenten, nassen Laufschuhen und dem wohl steilsten Hügel seiner Reporterkarriere. 

Drei Wochen vor dem 50. Sparkassen- und Kulturhauptstadtmarathon fasste ich – während einer Pressekonferenz – den spontanen Entschluss: Ich laufe mit. Optimismus? Leichtsinn? Wahrscheinlich beides. Am 18. Mai hieß es dann: Augen zu, Laufschuhe an – und durch. Schon der erste Kilometer war ein Erlebnis: ein energiegeladener Marktplatz, bestes Laufwetter – und 8.000 Menschen, die sich langsam Richtung Stadtpark bewegten. Die erste Hürde kam schnell: Trinken während des Laufens. Dank einiger Tipps (seitlich greifen, kleine Schlucke) ging’s ohne unfreiwillige Gesichtsdusche weiter.

Statt Kuhglocken gab’s „LaufendKultur“: 200 Künstlern entlang der Strecke, tobende Zuschauer, motivierende Rufe. Und wenn man durch die eigene Stadt läuft – noch dazu im Kulturhauptstadtjahr – fühlt man sich kurz wie ein Star. Ein sehr schwitzender Star, aber immerhin.

Spätestens dort wusste ich: Das hier ist kein Spaßlauf. 30 Höhenmeter, brennende Waden und keine Bestzeit in Sicht – wie Michael Rieß es treffend formulierte. Nach dem höchsten Punkt der Strecke im Küchwald gab’s kurz Hoffnung. Dann Regen. Direkt vorm Lulatsch. Natürlich. Die letzten Meter: Sonne bricht durch, Musik in der Luft, jubelnde Menschen. Ich – halb fliegend, halb humpelnd – erreichte nach 2 Stunden und 16 Minuten das Ziel. Erschöpft, durchnässt, überglücklich. Und vor allem: stolz wie Oskar.