Do., 18.12.2025 , 10:53 Uhr

Dass jüdisches Leben auch heute noch bewacht werden muss, ist keine Randnotiz, sondern Realität.

Wenn Licht Schutz braucht: Tacheles 2026 startet im Schatten der Gewalt

Chemnitz- Jüdisches Leben steht unter Druck – weltweit und auch bei uns. In Chemnitz beginnt mit Tacheles 2026 ein Jahr, das sichtbar machen will, was oft übersehen wird. Doch schon der Auftakt macht deutlich: Erinnerung braucht Schutz, Glauben braucht Sicherheit, und Normalität ist noch immer keine Selbstverständlichkeit.

16 Menschen jüdischen Glaubens mussten am australischen Bondi Beach während des Chanukafests ihr Leben lassen. Die Behörden bewerten den Amoklauf als gezielte Attacke auf jüdisches Leben. Etwa 16.000 Kilometer liegen zwischen dem Tatort und dem Chemnitzer Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz. Dort steht aktuell ein Chanukkia-Leuchter, der im Jahr 2025 in Deutschland ebenfalls bewacht werden muss. Dieser weist auf Tacheles 2026 hin – das Fest der jüdischen Kultur in Sachsen, das am Sonntag in Chemnitz eröffnet wurde. Doch die Feierlichkeiten wurden überschattet von der Berichterstattung aus Down Under. Im Foyer des Chemnitzer Museums für Archäologie startet mit der Schau „Die Mikwe von Chemnitz – frühe jüdische Funde aus Sachsen“ einer der ersten Programmpunkte von Tacheles. Im Mittelpunkt steht der sensationelle Fund einer Mikwe – eines rituellen jüdischen Tauchbads mitten in der Chemnitzer Innenstadt. Anhand dieses und weiterer gezeigter Fundstücke nimmt die Ausstellung jüdisches Leben im Freistaat genauer unter die Lupe.

An vielen der Relikte wird deutlich, unter welchem Druck dieses über Jahrhunderte hinweg stand und bis heute noch steht. Für Dr. Rebecca Wegener, Abteilungsleiterin Archäologische Denkmalpflege am Landesamt für Archäologie Sachsen, ist es völlig normal, dass derartige Veranstaltungen auch heute noch bewacht werden müssen. Glaube sei etwas Individuelles. Dass dies nicht überall toleriert werde, mache sprachlos. Der Name Tacheles soll 2025 Programm sein. Im Jahr der jüdischen Kultur will man Klartext reden. Dazu gehöre aus Sicht von Dr. Alexander Walther auch, den Fokus darauf zu legen, was es bedeute, heute als Mensch jüdischen Glaubens in Sachsen zu leben. 

Es bleibt ein Bild, das nachwirkt: Der Chanukkaleuchter steht für Licht, Glauben und jahrhundertealte Tradition – und doch braucht er Schutz. Dass jüdisches Leben auch heute noch bewacht werden muss, ist keine Randnotiz, sondern Realität. Auch in Sachsen.