Die Temperaturen in Leipzig kratzten Anfang der Woche fast am Allzeitrekord. Auch wenn er letztlich nicht gebrochen wurde, kam die Stadt der Marke gefährlich nahe. Tags darauf: spürbarer Temperatursturz, Wolken, wechselhaftes Wetter. Und Leipzig ist kein Einzelfall – in vielen Teilen Europas zeigen sich aktuell starke Wetterumschwünge.
Am Meteorologischen Institut der Universität Leipzig beschäftigt sich Carsten Haustein, Meteorologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter, genau mit solchen Entwicklungen. Er erklärt, was hinter diesen Wettermustern steckt – und warum sie uns in diesem Sommer wohl noch öfter begegnen werden.
So ein Hitzereignis wie jetzt, wo wir vielleicht wieder einen neuen Rekord erleben, ist ja auch irgendwie spannend,
sagt Haustein. Ganz neu ist die aktuelle Wetterlage für ihn nicht – vergleichbare Hitzephasen habe es zum Beispiel auch schon im Juni 2019 oder 2022 gegeben. Damals sei es ebenfalls am Monatsende außergewöhnlich heiß gewesen.
Das Grundmuster sei dasselbe geblieben: Warme Luft aus dem Süden strömt nach Mitteleuropa. Doch: Die Intensität habe sich verändert. Die Temperaturen seien heute im Schnitt mehrere Grad höher als noch vor einigen Jahrzehnten – insbesondere an den heißesten Tagen.
Die Hitzewelle der vergangenen Tage hing mit einer speziellen Wetterlage zusammen. Ein Hochdruckgebiet brachte warme Luft aus Afrika nach Mitteleuropa – begleitet von starkem Wind.
Letzte Woche hat dieses Hoch das Wettergeschehen regelrecht blockiert,
so Haustein. Solche sogenannten Blockadelagen sorgen dafür, dass sich die Hitze ausbreiten und halten kann.
Doch lange hielt das nicht: Inzwischen hat ein Tiefdruckgebiet die Kontrolle übernommen. Es bringt kühlere Luft aus Westen oder Norden – und sorgt für das wechselhafte Wetter, das Leipzig und andere Regionen derzeit erleben.
Was kommt als Nächstes? Auch hier bleibt Haustein zurückhaltend. In den kommenden Tagen sei erstmal keine neue Hitzewelle zu erwarten.
Die ersten Juli-Tage sehen relativ moderat aus,
sagt er. Temperaturen um die 25 bis 30 Grad seien möglich – aber extreme Ausschläge nach oben derzeit nicht in Sicht.
Allerdings warnt er vor allzu konkreten Wetterprognosen, die weit in die Zukunft reichen:
Das Vertrauen in unsere Vorhersagen über zwei Wochen hinaus ist außer bei bestimmten Wetterlagen eher begrenzt.
Die vergangenen Tage zeigen: Das Wetter in Mitteleuropa ist derzeit extrem dynamisch. Erst Hitze, dann Wind, schließlich Abkühlung – in kurzer Zeit. Solche schnellen Wechsel stellen viele Menschen vor Herausforderungen.
Am Meteorologischen Institut in Leipzig wird deshalb weiter geforscht: Ziel ist es, solche Wetterphänomene besser zu verstehen und einzuordnen. Eines ist jedenfalls sicher: Der Sommer hat gerade erst begonnen – und das Wetter bleibt ein Gesprächsthema.