Di., 27.05.2025 , 18:57 Uhr

Autonom unterwegs in Nordsachsen

Wie ein Shuttle den Nahverkehr neu denken will

Im Landkreis Nordsachsen wird derzeit ein selbstfahrendes Shuttle im Linienbetrieb getestet. Es soll zeigen, wie Mobilität auch dort möglich sein kann, wo Busse längst nicht mehr fahren.

Keine Fahrpläne, kein Fahrer, kein Lenkrad – und trotzdem unterwegs: Was nach Zukunft klingt, fährt in Nordsachsen bereits regelmäßig durch kleinere Ortschaften. Das autonome Shuttle mit dem Namen „FLASH“ ist Teil eines Pilotprojekts zur Erprobung neuer Mobilitätskonzepte im ländlichen Raum.

Der Hintergrund: In vielen Regionen fehlt es an zuverlässiger öffentlicher Anbindung. Gerade auf dem Land fahren Busse selten oder gar nicht. Für ältere Menschen, Jugendliche oder Menschen ohne eigenes Auto bedeutet das: Mobilität ist eingeschränkt – und mit ihr auch Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Technologie übernimmt das Steuer
FLASH setzt genau hier an. Gesteuert wird das Fahrzeug durch ein Zusammenspiel aus Kameras, Sensoren und künstlicher Intelligenz. Diese Technik erfasst die Umgebung in Echtzeit, erkennt andere Verkehrsteilnehmer, analysiert deren Verhalten – und reagiert entsprechend. Zwar sitzt zur Sicherheit noch ein Fahrer an Bord, der im Notfall eingreifen kann, doch im Normalbetrieb übernimmt das System die Steuerung selbstständig.

Keine Teststrecke, sondern Linienbetrieb
Seit 2022 fährt FLASH im regulären Linienbetrieb – mit festgelegten Haltestellen und Fahrzeiten. Die Strecke ist bewusst so gewählt, dass sie typische Herausforderungen des ländlichen Raums abbildet: enge Straßen, unklare Verkehrsführung, spontane Hindernisse.

Trotz dieser Bedingungen läuft der Betrieb stabil. Die Entwicklerfirma IAV sieht das Projekt daher auch als Beleg dafür, dass autonomes Fahren unter realen Bedingungen funktionieren kann – nicht nur unter Laborbedingungen oder auf Teststrecken.

Nächster Schritt: Barrierefreiheit
In Schkeuditz ist bereits ein Folgeprojekt in Planung. Künftig sollen batterieelektrische Fahrzeuge mit automatischer Rollstuhlrampe zum Einsatz kommen. Ziel ist es, nicht nur emissionsfrei, sondern auch barrierefrei unterwegs zu sein – ein weiterer Baustein auf dem Weg zu mehr inklusiver Mobilität.