Die Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft Dresden (EWG) steht in Gorbitz vor einer paradoxen Situation: Obwohl der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum enorm ist, können viele Menschen mit geringem Einkommen die geförderten Wohnungen nicht beziehen. Grund dafür sind veraltete Einkommensgrenzen sowie soziale Hemmschwellen beim Wohnberechtigungsschein (WBS).
Derzeit werden in Gorbitz mehrere Gebäude vollständig umgebaut. Mehr als hundert kleine Plattenbauwohnungen entstehen neu als moderne Zwei- bis Vierraumwohnungen – energetisch saniert, barrierearm, mit Aufzug und zu rund 60 Prozent vom Freistaat gefördert. Durch die Förderung können die Mieten später deutlich günstiger ausfallen. „Wir möchten auch Menschen, die arbeiten gehen, eine Wohnung anbieten können“, sagt Vorständin Antje Nielmeijer. An der Nachfrage mangelt es nicht. Nach Angaben der EWG gehen Anfragen in großer Zahl ein, teilweise müssen Wohnungen online nach wenigen Stunden wieder vom Markt genommen werden. „Leerstand oder ein Mangel an Interessenten haben wir nicht“, betont Ilja Malinow, Leiter Unternehmenskommunikation. Wartelisten sind längst Standard. Doch viele Interessenten scheitern am Wohnberechtigungsschein. Zum einen, weil der Antrag mit Scham und Unsicherheit verbunden ist. Für viele laut EWG ein psychologisches Hindernis – besonders für Menschen, die noch nie staatliche Unterstützung beansprucht haben. Zum anderen, weil die Einkommensgrenzen für den WBS seit 2021 nicht angepasst wurden. Damit fallen inzwischen auch viele Vollzeitbeschäftigte im Mindestlohnbereich aus der Förderung heraus.