Chemnitz- Am 5. März 1945 versank Chemnitz unter alliierter Bombardierung in Schutt und Asche. Es war die Reaktion auf den von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieg. 80 Jahre sind seitdem vergangen. Die Erinnerungen verblassen allmählich – und das in einer Zeit, in der das Thema Krieg und Frieden aktueller denn je ist. Doch wie hält eine Stadt die Vergangenheit lebendig, wenn die letzten Zeitzeugen verstummen? In der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 setzt man auf ein besonderes Projekt.
Es sind Bilder einer Stadt, die es so nicht mehr gibt. Die Fotos die im Chemnitzer Hof am Dienstag herumgereicht wurden, zeigen die Innenstadt vor der Bombardierung durch die Alliierten am 5. März 1945. Eine Kombination aus Spreng- und Brandbomben legte die alte Industriestadt in Schutt und Asche. Die Bombardierungen, die auch andere deutsche Großstädte trafen, waren eine Folge des von Hitlerdeutschland entfesselten Zweiten Weltkriegs. Am Mittwochmorgen wurde auf dem städtischen Friedhof der Opfer der Bombardierung gedacht. Mit dabei: Eva Otto. Die 90-Jährige war bereits im Vorfeld des Gedenkens nach Chemnitz gereist, um bei einem Zeitzeugentreffen ihre Geschichte an Jugendliche der Stadt weiterzugeben. Die Erinnerungen an die Schrecken der Bombardierung begleiten die Wahlhamburgerin bis heute. Seit mehreren Jahren versucht die Stadt Chemnitz, durch Veranstaltungen wie diese die Erinnerung wachzuhalten – vor allem bei den jüngeren Generationen. Diese kennen das Leid und die Zerstörung des Krieges oft nur aus Geschichtsbüchern. Eine abstrakte Vorstellung für Menschen, die Krieg glücklicherweise nie erlebt haben.
Wolfgang Sandig ist 88 Jahre alt. Er gehört zu den Überlebenden der Bombennacht. Er war acht Jahre alt, als die sogenannten „Christbäume“ über Chemnitz niedergingen – Leuchtmittel, die Ziele in der Innenstadt für die Bomberverbände markierten. Dinge, die der Senior nie vergessen hat. Ein Bombensplitter, den er nach dem Inferno einsammelte, erinnert Sandig bis heute an diese grauenvolle Nacht.
Als die Augenzeugenberichte im Chemnitzer Hof vorgetragen wurden, verstummte das Klappern der Kaffeetassen. Die Geschichten von Krieg und Leid hinterließen einen tiefen Eindruck bei den anwesenden Jugendlichen. Die Möglichkeit, Fragen zu stellen und den Untergang ihrer eigenen Stadt aus erster Hand geschildert zu bekommen, berührte die junge Generation und ließ so manchen Anwesenden nachdenklich zurück.