Dresden – Zwei Jahre nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine hat der ukrainische Verein „Zentrum für Demokratieentwicklung“ am Samstag zu einer Kundgebung auf dem Neumarkt in Dresden aufgerufen. Etwa 60 Menschen nahmen daran teil. Die Demonstration war nicht nur Gedenkveranstaltung, sondern auch ein politisches Signal – gegen die russische Besatzung und für die Unterstützung der Ukraine.
„Unser Ziel war den Menschen die Einflüsse der russischen Aggression darzustellen, wie Menschen daran leiden und zu kämpfen versuchen. Zudem wollten wir einfach unser Land unterstützen, obwohl wir im Ausland sind.“, sagt Mitorganisator Danylo Havva. Er gehört dem Verein an, half bei der Organisation der Demo und übernahm bei Bedarf auch die Rolle des Dolmetschers.
Die Wahl des Veranstaltungsorts war bewusst getroffen. „Dresden ist die Hauptstadt Sachsens – wir wollten, dass möglichst viele Menschen uns sehen können“, so Havva. Passanten reagierten laut seiner Aussage überwiegend positiv: „Zum Glück gab es keine Gegenmeinung gegen das, wofür wir demonstriert haben. Die Passanten haben unsere Ideen unterstützt.“
Besondere Aufmerksamkeit erhielten zwei Redebeiträge. Der Leiter des Vereins, Olexandr Tarasov, ein Aktivist aus der südukrainischen Stadt Cherson, berichtete von seinen Erlebnissen während der russischen Besatzung. Er war selbst in russischer Gefangenschaft. In seiner Rede sprach er über Freunde und Bekannte, die nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms versuchten, Menschen und Tiere vor der Flut zu retten – und dabei von russischen Soldaten getötet wurden. Zudem thematisierte Tarasov die massiven ökologischen Schäden durch die Sprengung des Damms. Er sprach von einem „Ökozid“.
Ein weiterer Redner war der demobilisierte ukrainische Soldat Petro Babii. In seiner Rede schilderte er die Situation an der Front. Er sprach offen über die schwierigen Bedingungen und beklagte das Fehlen von Waffen.
Havva berichtete, dass sich die Teilnehmenden während der Kundgebung zusammengesetzt und die Redebeiträge gemeinschaftlich unterstützt hätten – teils auch lautstark. Das habe für ihn sichtbar gemacht, wie unmittelbar viele der Anwesenden das Thema Krieg betreffe.
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war auch das Schicksal ukrainischer Zivilgefangener. Viele von ihnen seien in Russland inhaftiert worden, weil sie sich offen gegen die Besatzung gestellt haben. Danylo Havva betont: „Wir wollten mit dieser Demo sagen, dass Russland ein Aggressorstaat ist – und dass die Ukraine weltweite Unterstützung braucht.“
Die Kundgebung auf dem Neumarkt war gleichzeitig der Auftakt für eine neue Initiativgruppe des Vereins. In Zukunft will das „Zentrum für Demokratieentwicklung“ weitere Veranstaltungen in Dresden und Sachsen organisieren. Havva kündigt an: „Wir werden weiterhin deutlich machen, was in der Ukraine passiert – dass Russland Menschen tötet, das Land zerstört, Kinder entführt und in den besetzten Gebieten die Bevölkerung verfolgt und verhaftet.“