Do, 24.09.2020 , 11:38 Uhr

Niedrigzinsen nutzen und alte Darlehn umschulden

Aktuell ist es wohl so günstig wie nie zuvor einen Kredit für größere Investitionen aufzunehmen. Das Zinsniveau bewegt sich schon seit langer Zeit auf einem extrem niedrigen Niveau. Ein Blick auf den Leitzins, der von der europäischen Zentralbank vorgegeben wird, genügt, um zu erkennen, dass Geld aktuell so günstig wie nie zuvor ist. Während der niedrige Leitzins sich zunächst auf die Banken auswirkt, die mit der Zentralbank verschiedene Geschäfte abwickeln, betrifft die Niedrigzinspolitik im nächsten Schritt auch die Kunden der normalen Banken – und somit auf Dauer die gesamte Volkswirtschaft.

Einen besseren Augenblick, um einen günstigen Kredit zu guten Konditionen zu erhalten, gab es schon lange nicht mehr. Zudem ist davon auszugehen, dass der Leitzins, der schon lange auf null Prozent liegt, sich auch auf diesem Niveau noch eine Zeit lang halten wird. Dies führt dazu, dass die Banken günstige Kredite ausgeben können – perfekt also auch für Privatpersonen, die Niedrigzinsen nutzen können, um ältere, mitunter teure Darlehen, abzulösen. Eine Umschuldung kann also die Lösung sein, um veraltete Darlehen durch günstigere neue abzulösen. Doch hierbei gibt es einige Dinge zu beachten.

Abbildung 1: zusätzlichen finanziellen Spielraum. Bildquelle: @ Gerd Altmann

Kosten einer Umschuldung beachten

Ganz so einfach, wie es sich anhört, ist es dann leider doch nicht. Zur Bank gehen und sagen, dass man einen neuen Kredit möchte, um mit diesen einen alten Kredit mit höheren Zinsen zu begleichen – damit ist es leider nicht getan. Durch dieses Vorgehen würden die Banken nämlich Geld wegen entgangener Zinsen verlieren. Aus diesem Grund gibt es eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung, welche die Banken bei einer vorfristigen Kreditkündigung berechnen können.

Doch keine Sorge, hier kann eine Bank nicht einfach einen willkürlichen Betrag nennen, um die Kunden von einer vorzeitigen Kündigung und Rückzahlung abzuschrecken. In §502 des Bürgerlichen Gesetzbuches ist klar festgelegt, wie hoch die Vorfälligkeitsentschädigung sein darf. Hierin steht beispielsweise wortwörtlich, dass die Entschädigung, welche der Bank zugutekommt, 1 Prozent des vorzeitig zurückgezahlten Betrages nicht überschreiten darf. Liegt die Restlaufzeit unter 12 Monaten, dürfen sogar nur 0,5% des vorzeitig zurückgezahlten Betrags berechnet werden.

Dennoch sind es Kosten, die in der Gesamtrechnung berücksichtigt werden müssen. Je nach aufgenommener Kreditsumme können auch 0,5-1% einen durchaus stattlichen Betrag ausmachen.

Hinweis: Kreditnehmer sollten ihren laufenden Vertrag checken. Auch vor einigen Jahren haben bereits viele Banken kostenfreie Sondertilgungen ermöglicht. Eventuell lässt sich der Kredit also doch ohne Vorfälligkeitsentschädigung ablösen und umschulden.

Günstigeren Kredit suchen

Stellt sich schließlich bei der Berechnung heraus, dass es sich lohnt, trotz Vorfälligkeitsentschädigung den alten Kredit mit einem neuen abzulösen, gilt es, sich einen günstigen Kredit zu suchen. Hier führt der Weg häufig zu bekannten Online-Kreditvermittlern, die attraktive Vergleichsmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Auf diese Weise lässt sich der Markt quasi per Knopfdruck sondieren und schnell die passende Finanzierung mit den günstigsten Zinsen und evtl. einer anderen Bank finden.

Doch Vorsicht, die Zinssätze der einzelnen Banken in Vergleichsrechnern stellen oft nur das untere Ende der jeweiligen Zinsspanne dar. Dabei wird ein ganz besonders günstiger Zinssatz für die Kunden mit Top-Bonität angegeben und ein Höchstzinssatz für Personen, deren Bonität geradeso ausreicht. Viel aussagekräftiger ist deshalb der Zinssatz aus dem sogenannten repräsentativen Beispiel. Dieser muss so gewählt werden, dass er für durchschnittlich zwei Drittel aller Kunden am Ende eine realistische Kreditchance bietet. Somit lässt er sich auch als Zinssatz für den Durchschnittskunden bezeichnen.

Auf Basis dieser Kalkulation können Kreditnehmer nun eine Vergleichsrechnung anstellen. Diese sollte folgende Fragen beantworten:

Lassen sich beide Fragen mit ja beantworten, steht einer Umschuldung nichts mehr im Wege.

Umschuldung durchführen

Hat man sich also für einen neuen Kredit entschieden, so gilt es eine gute Herangehensweise für die Umschuldung an den Tag zu legen. Zunächst einmal sollte sichergestellt werden, dass der Kredit am Ende auch wirklich vergeben wird.

Im Worst Case könnte es ansonsten passieren, dass ein neuer Kredit verweigert wird, nachdem der alte Kreditvertrag bereits gekündigt wurde. Dies muss auf jeden Fall vermieden werden. Dies funktioniert, indem der Kreditnehmer erst den neuen Kredit aufnimmt und erst im nächsten Schritt den alten mit der Kreditsumme ablöst.

Die Umschuldung an sich ist ab diesem Schritt abgeschlossen. Der Kredit bleibt logischerweise bestehen – jedoch zu deutlich niedrigeren Zinsen. Letztendlich geht es hier um bares Geld, welches mit geringem Aufwand und einem sauberen Vorgehen gut eingespart werden kann.

Tipp: Natürlich lohnt sich eine Umschuldung nicht nur, um einen teuren Ratenkredit abzulösen. Auch ein Dispokredit mit hohen Zinsen lässt sich so problemlos ausgleichen. Hier können Verbraucher zusätzlich den Vorteil nutzen, dass dieser keinerlei Vorfälligkeitsentschädigung mit sich bringt. Schließlich lässt sich ein Dispokredit jederzeit vollständig abzahlen.

Umschuldung durch neue Kredite kann sich also lohnen

Eine Umschuldung durch neue Kredite aufgrund der Niedrigzinspolitik kann für Privatpersonen durchaus sinnvoll sein. Trotzdem gibt es einige Punkte, die beachtet werden sollten, um eine vorschnelle Kündigung mit negativen Auswirkungen zu vermeiden.

Wichtig ist es, dass die Vorfälligkeitsentschädigung mit einberechnet wird. So kann letztlich berechnet werden, ob es sich überhaupt lohnt, eine Umschuldung mit einem neuen Kredit durchzuführen. Ausnahmen bilden hier Kreditlinien wie der Dispokredit, da diese sowieso immer kostenfrei abgelöst werden können. Darüber hinaus besteht die Chance, alte Kredite mit teuren Restschuldversicherungen loszuwerden, die noch einmal hohe Zusatzkosten verursacht haben.

Zu guter Letzt sollte die Suche nach einem Umschuldungskredit vorher über einen Kreditvergleich führen. Auf diese Weise können Verbraucher einfacher den Markt checken und so gut erkennen, welche Anbieter gerade wirklich günstige Zinsen bieten. Wer dann auch noch den Zwei-Drittel-Zins beachtet und darüber hinaus den neuen Kredit auch von den Leistungen her auf die eigenen Bedürfnisse zuschneidet, hat beste Voraussetzungen zum Geld sparen geschaffen.

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