Mo, 14.01.2019 , 18:14 Uhr

Protest! Konsumschließung in Radeberg erhitzt Gemüter

Dresden - Ein Streit um ein Einkaufszentrum erhitzt aktuell die Gemüter in Dresdens Nachbarstadt Radeberg. Dabei schien zunächst alles ganz positiv: Nachdem ein Berliner Investor das Objekt vor ein paar Jahren vor der Pleite gerettet hatte und erklärte, dieses zu sanieren und mit dem regionalen Konsum-Markt langfristig fit für die Zukunft machen zu wollen, sieht die Gegenwart derzeit ganz anders aus. Wie die Fakten-, und Gemütslage bei allen Beteiligten ist, und warum der Umstand am Ende auch Dresden Geld kosten könnte, sehen sie hier:

Wenn die Vorstandschefs zum Widerstand aufrufen, wird klar: Hier handelt es sich nicht um einen alltäglichen Vorgang. Den Konsum-Markt in Radeberg gibt es seit knapp 20 Jahren, viele Stammkunden sind als Genossenschaftsmitglieder direkt mit dem Unternehmen verbunden. Doch wenn das Einkaufszentrum als moderne Mall nach der geplanten Sanierung wiedereröffnet, wird es den sächsischen Einzelhändler wohl nicht mehr vor Ort geben. Nun ist eine Supermarktschließung allein keine Ungewöhnlichkeit. Pikant im Falle der Radeberger Konsumfiliale ist allerdings, dass es bei den Verhandlungen über den Umbau vom Eigentümer noch hieß, dass Konsum neben einem weiteren Discounter als Zugpferd des Centers im langfristig angelegten Zukunftskonzept vorgesehen ist. Diese Absicht gilt zumindest für den sächsischen Einzelhändler in der Zukunft nun scheinbar nicht mehr. Auf Anfrage von DRESDEN FERNSEHEN widersprach der Investor dieser Behauptung telefonisch. Gespräche hätten stattgefunden und werden noch im Januar auch mit Konsum stattfinden. Weiter heißt es, es gäbe in den Planungen weiterhin auch einen Vollsortimentanbieter, wobei derzeit ein anderer Händler favorisiert werde. In einem weiteren Telefonat am 14.01. erklärte die Defama AG außerdem, dass entgegen vergangener Behauptungen über ein dauerhaftes Engagement im Einkaufscenter nun doch ein baldiger Verkauf des Objekts nach dem Umbau angestrebt werde. Die von der Defama selbst geschätzte Mieteinnahmenverdopplung nach der Sanierung von 700.000 auf 1,3 Millionen Euro ist dabei sicherlich ein gutes Verkaufsargument. Im Umfeld wird daher spekuliert, ob zur Erfüllung dieses Einnahmeversprechens finanzkräftigeren Händlern als dem Konsum eher zugetraut wird, die steigenden Mieten zu bezahlen, und sich ein Großinvestor eher einen deutschlandweit agierenden Großhändler anstelle eines regionalen Einzelhändlers wünschen könnte.

Der Politik sind bei dieser Auseinandersetzung zweier Privatunternehmen weitestgehend die Hände gebunden. Der Oberbürgermeister von Radeberg will aber zumindest vermittleln. Ein Verschwinden des Konsums aus Radeberg scheint derzeit unausweichlich - und wäre ein echter finanzieller Wehrmutstropfen - und zwar auch für die Region und sogar für Dresden. Doch neben allen gehandelten Summen und Beträgen geht es bei der Schließung des Konsums um mehr. Als sächsisches Original und bekannte Ostmarke verkörpert der Supermarkt auch heute noch für viele Kunden ein Lebensgefühl, das die Zeit überdauert hat. Auch wenn dem Einkaufszentrum wohl in jedem Fall ein Vollsortimentler erhalten bleibt. Den Bürgern wird bei einer Filialschließung wohl dennoch etwas fehlen.

Dresden Fernsehen wird die weitere Entwicklung dieses Themas verfolgen. Eines ist allerdings jetzt schon klar: Supermarkt ist offensichtlich nicht gleich Supermarkt. Was legal ist, ist nicht immer auch legitim. Und ein Slogan ist manchmal anscheinend doch mehr, als ein Slogan.

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