Di., 02.07.2024 , 14:07 Uhr

Das können Sie nach Gewitterstürmen oder Überflutungen tun, um unternehmerische Katastrophen zu verringern

Unwetter: Das können Unternehmen tun, um die Schäden zu minimieren

Wenn Gewitterstürme oder Überflutungen auftreten, sorgen sie nicht selten auch für unternehmerische Katastrophen. Rasches Handeln kann daher einen massiven Unterschied bedeuten.

Stattliche 1,15 Milliarden Euro - mehr als der Bau der Hamburger Elbphilharmonie, des Gotthard-Basistunnels oder um ein sächsisches Beispiel zu nennen, der Ausbau der A4. Diese Summe entstand zwischen 2002 und 2021 allein durch Starkregen bedingte Schäden an sächsischen Wohngebäuden.

Es ist nicht im Detail bekannt, welche unwetterbedingten Schadenssummen auf sächsische Unternehmen entfallen. Es braucht jedoch nicht viel Vorstellungskraft, um auf immense Beträge zu kommen. Denn bei Firmen jeglicher Art werden nicht nur die reinen Sachwerte beschädigt. Hinzu kommen Ausfälle in der Produktion bzw. des allgemeinen Geschäfts, was wiederum weitere Effekte generiert. Ein Unwetterschaden kann daher für Betriebe insgesamt deutlich kostspieliger werden als für Privatpersonen – nicht selten sogar ruinös.

Gegen Unwetter selbst sind Unternehmen machtlos. Sie können jedoch lang- und kurzfristig reagieren, um insbesondere gegen Starkregen und generelle Hochwässer besser bestehen zu können.

1. Hohen Versicherungsschutz anstreben

Selbst die beste Vorbereitung kann Schäden nur minimieren, niemals jedoch völlig abwenden. Sicherlich sollten Firmen deshalb stets eine gewisse Finanzreserve besitzen, um sich selbst helfen zu können. Auf das größere Ganze bezogen können jedoch nur Versicherungen helfen:

Dieser Schutz muss sich explizit auf Unwetter beziehen. Das ist nicht zwangsläufig gegeben. Selbst wenn die Versicherungen in besonders schadensträchtigen Regionen ausnehmend teuer sein können, so sind sie fast immer eine gute Investition. Schon deshalb, weil die allgemeine Wahrscheinlichkeit für Unwetter deutlich größer geworden ist.

2. Warnungen verfolgen und ernst nehmen

Dank moderner Meteorologie lassen sich Unwetterwahrscheinlichkeiten heute mit einer teils sehr guten Vorlaufzeit und Präzision berechnen. Zudem existieren zwischen Deutschem Wetterdienst und privatwirtschaftlichen Websites zahlreiche diesbezügliche Informationsanbieter.

Es sollte für Unternehmen ebenso wichtig sein, das Wetter kontinuierlich zu verfolgen wie die Wirtschaftsnachrichten oder Börsenkurse. Noch bedeutender ist es, die Meldungen nicht nur wahrzunehmen, sondern den Informationen Gehör zu schenken. Das heißt, sie ernst nehmen und nicht krampfhaft versuchen, dennoch einen Normalbetrieb aufrechtzuerhalten – oder gar nach der „Vogel-Strauß-Taktik“ zu verfahren. Also den Kopf sprichwörtlich in den Sand stecken.

Im Klartext: Sobald Unwetter auch nur mit einiger Wahrscheinlichkeit den eigenen Standort betreffen könnten, sollten direkt Maßnahmen ergriffen werden. Das gilt selbst im Fall eines sehr guten Versicherungsschutzes. Denn langfristige Umsätze, Marktanteile, Kundenbeziehungen und vieles mehr lassen sich nicht versichern.

3. Das Unternehmen dauerhaft resilient gestalten

Der wohl beste Schutz gegen Hochwasser wäre es, die Firma an einem Standort aufzubauen, der mit höchster Wahrscheinlichkeit niemals von Hochwasser oder Sturzfluten betroffen sein wird. Das ist jedoch ein Punkt, der lediglich bei der Gründung oder einem Umzug Beachtung finden kann.

Für alle anderen Firmen wird es deshalb darauf hinauslaufen, zu versuchen, den bisherigen Standort robuster zu machen. Zum Thema Hochwässer, Sturzfluten, Gewitterstürme und Starkregen (teils mit Hagel vermischt) bietet sich hier auf lange Sicht Folgendes an:

1 - Ein umfassender äußerer Blitzschutz (u. a. „Blitzableiter“), selbst wenn er nicht vorgeschrieben ist. Nur er kann beispielsweise die Firmen-IT vor Zerstörung bewahren.

2 - Höher- bzw. generelles Verlegen wichtiger (elektrischer) Anlagen, um diese bei eindringendem Wasser besser vor Schäden zu bewahren. Das betrifft insbesondere Steckdosen, Verteilungen und Sicherungen, kann sich aber ebenso auf Maschinen und Ähnliches erstrecken.

3 - Aufdoppeln oder anderweitiges Verstärken von Oberlichtern – häufig werden diese lange vor der eigentlichen Dacheindeckung durchlässig.

4 - Möglichst umfassende Auflockerung des unbebauten Betriebsgeländes, um dadurch den örtlichen Gegebenheiten entsprechende Ablauf- und Versickerungsflächen zu schaffen.

5 - Ständiges Bereithalten von Hilfsmitteln, um neuralgische Systeme nötigenfalls ad hoc höherlegen zu können. Dazu nötige (zusätzliche) Flurförderfahrzeuge wie Stapler. Diese lassen sich notfalls noch kurzfristig beschaffen. Schwerlastpaletten, Betonsockel und Ähnliches müssen jedoch im Unternehmen vorrätig sein.

6 - Ständiges Bereithalten von Systemen, um eingedrungenes Wasser schnell aus dem Gebäude zu befördern. Das sind insbesondere Pumpen, Schläuche sowie flexible, kraftstoffbetriebene Notstromaggregate. Bitte nicht vergessen: Bei Hochwasser werden mitunter ganze Regionen sicherheitshalber vom Stromnetz getrennt. Ebenso hat das Auspumpen von Gebäuden in vielen Extremwettersituationen bei den Rettungs- und Hilfsorganisationen absolut nachrangige Priorität.

7 - Verlagern von wichtigen Dokumenten und Servern entweder in generell sicherere Gefilde oder in geschützte, hoch gelegene Bereiche der Firma – zumindest nicht in Tiefgeschossen. Zusätzlich oder alternativ kann eine Unterbringung in wasserdichten Behältern erfolgen. Beispielsweise entsprechende Tresore, wasserdichte IT-Schränke etc.

8 - Wo möglich Hinzufügen von Schwellen und ähnlichen Erhöhungen vor bodenebenen Türen und Toren, um dort eine Art Deich zu gestalten. Nur wenige Zentimeter können durchaus einen enormen Unterschied machen. Diese können beispielsweise aus Beton bestehen und durch eine lang gezogene Gestaltung so konstruiert werden, dass sie im Alltag nicht als Hürde den Betrieb stören oder Stolpergefahren heraufbeschwören.

9 - Bevorraten von Hilfsmitteln, um in Notfällen größere Schäden vermeiden zu können. Das sind insbesondere Sandsäcke, Kunststoffplanen, Holzbalken und -bohlen sowie robuste wasserdichte Klebebänder.

Im Klartext: Wasser und Schlamm sollten so gut wie möglich aus dem Unternehmen herausgehalten werden. Gelingt ihr Eindringen dennoch, so sollte es durch genügend Vorbereitung a) keine Schäden an den Betriebsmitteln verursachen und b) möglichst rasch wieder aus dem Gebäude befördert werden.

Ebenfalls wichtig ist es für solche Fälle, durch sorgfältiges Planen und Verteilen von Zuständigkeiten rasch reagieren zu können. Ähnlich wie etwa bei den Themen Brandschutz und Ersthilfe ist es deshalb zweckmäßig, im Team bestimmte Personen zu bestimmen, die vor, während und nach Unwettern Schlüsselfunktionen ausüben.

Je nach Betriebsart und Größe kann dies durchaus einen erheblichen Teil des Personals befassen. Beispielsweise wäre es bei einem Unternehmen mit großem Fuhrpark sinnvoll, genügend Personen mit entsprechender Fahrerlaubnis mobilisieren zu können, um die Fahrzeuge an einen sichereren Ort zu überführen – etwa einen höher gelegenen öffentlichen Parkplatz in relativer Nähe zum Unternehmen.

Wichtig ist jedoch Folgendes:

Natürlich kann selbst ein bestens vorbereitetes Unternehmen nicht allzu viel tun, wenn beispielsweise ein Damm bricht. Dennoch, das zeigt die Erfahrung, können sämtliche Schadensformen für den Betrieb deutlich verringert werden, wenn aufgrund einer solchen Gestaltung ein rasches, koordiniertes Handeln möglich ist.

4. Bei herannahenden Unwetter sofort handeln

Was tun, wenn der Wetterbericht nicht nur von „möglichen“ Unwettern spricht, sondern es ganz konkret wird, vielleicht sogar offizielle Warnungen ausgesprochen werden? Wenn der Standort betroffen sein könnte, sollte der bisherige Betrieb mindestens eingeschränkt werden, um die wichtigsten Notfallmaßnahmen einzuleiten.

Das sind insbesondere:

  1. Unverzichtbare bzw. schwierig zu reparierende/beschaffende Technik und IT kontrolliert herunterfahren und mindestens von der Netzverbindung trennen. Je nach angekündigtem Schweregrad des Unwetters/Hochwassers sollte sogar eine Höherlegung bzw. Verlagerung eingeleitet werden.
  2. Nötiges Hochwasserschutzmaterial aus seinem Lagerort hervorholen und an gut erreichbarer Stelle bereitlegen.
  3. Fensterschächte, außen liegende Treppen und ähnliche Öffnungen zu tiefer gelegenen Gebäudebereichen schließen und zusätzlich sichern. Etwa durch Abkleben und Verkeilen. Ebenfalls sollte in diesen (Keller-)Bereichen prophylaktisch der Strom abgeschaltet werden.
  4. Alle Fenster und Türen im Haus schließen. Falls es Rollläden gibt, diese ebenfalls herablassen. Wo Wasser unter Toren etc. eindringen könnte, gegebenenfalls von außen bereits Sandsäcke vorlegen.
  5. Wichtige Lagerbestände, die rasch von Wasser betroffen sein könnten, schützen. Beispielsweise kann es sinnvoll sein, die Bereiche von Regallagern, die direkt unterhalb von Oberlichtern liegen, wenigstens mit Planen abzudecken.

Zumindest bei weitläufigeren Gebäuden und/oder solchen, die über mehrere Stockwerke verteilt sind, bietet es sich ferner an, „Wachposten“ aufzustellen. Diese Mitarbeiter prüfen während des Unwetters, ob irgendwo Wasser eindringt, Fenster/Türen aufgedrückt werden und Ähnliches.

Idealerweise mit Walkie-Talkies ausgestattet können sie so beispielsweise die Mitglieder eines Reparaturtrupps rasch herbeirufen. Bitte nicht vergessen: Während eines extremen Gewitterschauers können schon durch ein offenes Fenster mitunter Hunderte Liter Wasser ins Gebäude eindringen.

5. Fazit: Unwetterschutz in Unternehmen ist dringend nötig

Unwetter werden häufiger, Unwetter werden tendenziell heftiger. Das ist eine Tatsache, die auch in Sachsen allein in der allerjüngsten Vergangenheit dutzendfach bestätigt wurde. Stets gilt: Feuerwehr, THW und andere Rettungskräfte können niemals überall gleichzeitig sein und müssen daher stark priorisieren.

Unternehmen hingegen droht durch solche Unwetter, die sich insbesondere durch Sturm und Wasser manifestieren, ein Schaden, der weit über das Materielle hinausgeht. Jeder Unternehmer weiß anhand seiner Zahlen, welche Kosten jeder einzelne Tag eines Betriebsausfalls verursacht.

Angesichts dessen ist es definitiv nicht übertrieben, seine Firma durchaus umfassend auf solche Extremwetterlagen vorzubereiten. Ganz abhalten lassen sich Schäden allerdings nicht. Durch entsprechende Vorbereitungen können sie zumindest auf ein erträglicheres Maß reduziert werden. Für den Rest gibt es hoffentlich eine leistungsfähige Versicherung.