Fr, 16.08.2019 , 10:46 Uhr

Verein hält Taubenbestand in Schach

Dresden - Wer vorm Einrichtungshaus Poco am Bahnhof Mitte steht, ahnt wahrscheinlich nicht, welch reges Treiben im Dach der historischen Großmarkthalle vor sich geht. Über den Köpfen der Kunden betreibt der Verein Stadttaubeninitiative Dresden seinen größten Taubenschlag. Bis zu 200 Tiere leben hier und werden mit Wasser und Futter versorgt. Doch am wichtigsten: es wird Geburtenkontrolle betrieben. Bis zu 30 Eier entnehmen die ehrenamtlichen Helfer pro Woche und tauschen sie gegen Toneier. 

Stadttauben haben auch in Dresden einen schweren Stand. Unbekannte schießen mit Luftgewehren auf die Tiere, sogar einen Pfeil entfernten die Tierschützer aus einer Taube. Unglaublich: eine Taube wurde mit Lack besprüht. Die Tiere vermehren sich rasant und hinterlassen Dreck- doch die Probleme sind menschengemacht. Stadttauben sind verwilderte Zuchttiere. Im Gegensatz zu wilden Tauben legen sie sechs bis acht mal im Jahr. Auch bei geringem Futterangebot schwächt sich der Bruttrieb nicht ab. Weshalb das Fütterungsverbot, das in Dresden per Polizeiverordnung gilt, das Problem nicht löst. Die Population vergrößert sich nicht nur durch Brut, sondern auch durch Tiere, die bei Brieftaubenrennen in den Städten stranden.

Seit nunmehr fast einem Jahr gibt es den Taubenschlag bei Poco. Mit der Idee lief die Stadttaubeninitiative im vergangenen Jahr offene Türen ein. Nachdem die Bahn auf ihrem Gelände die Rückzugsmöglichkeiten für Tauben verschlossen hatte, konzentrierte sich das Problem vor dem Einrichtungshaus, sagt Marktleiter Michael Renner. Poco investierte 5.000 Euro für Fenster und Holzeinbauten und stellt die Fläche kostenlos zur Verfügung. Der Taubenkot ist seitdem zwar nicht verschwunden, aber eingedämmt, so Renner.

In ganz Dresden schätzt die Stadttaubeninitiative den Bestand auf 2-3.000 Tiere. Die Landeshauptstadt selbst teilte keine offiziellen Zahlen mit. Neben den Taubenschlägen, die mehrere Vereine in Dresden aufgebaut haben, setzt die Landeshauptstadt auf die Ansiedlung von Turmfalken, die die Tauben vertreiben sollen. Erfolge stellen sich aber nicht immer ein, wie ein Beispiel von Vonovia zeigt. An der Budapester Straße brüten sie trotzdem auf den Balkonen und sind bereits zu einer regelrechten Plage geworden. So denkt Vonovia jetzt in Zusammenarbeit mit der Wildvogelauffangstation über die Errichtung eines Taubenschlags auf einem der Dächer nach. 

Übrigens auch mit betreuten Taubenschlägen werden die Vögel künftig zum Stadtbild in Dresden dazugehören. Denn gelegentlich ein Ei ausbrüten müssen die Tauben auch hier, damit der Ort nicht unattraktiv wird. Die Tierschützer machen sich dabei oftmals das fürsorgliche Verhalten der Vögel zu Nutze und schieben ihnen angebrütete Eier oder Jungtiere aus Gelegen unter, in denen die Tiere nicht bleiben können. Um seine Arbeit fortsetzten zu können, ist der Verein regelmäßig auf Unterstützung angewiesen. Helfer und Spenden sind deshalb immer willkommen.

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