Chemnitz - Als Galionsfigur der Linken vertritt Gregor Gysi nur einen kleinen Teil der Gesellschaft, dennoch gilt er parteiübergreifend als einer der beliebtesten Politiker Deutschlands.
Zehn Jahre lang war er Chef der Linksfraktion im Bundestag, später der Vorsitzende der europäischen Linken im EU-Parlament. Als jemand, der kein Blatt vor den Mund nimmt, und so gut wie kaum jemand anders Politik verständlich erklären kann - gehört er auch zu den Stammgästen in fast jeder Talkshow. Der Bund der mittelständischen Wirtschaft hatte Gregor Gysi gestern für eine Wahlanalyse nach Chemnitz eingeladen, eine aus der linken Perspektive recht schmerzhafte Angelegenheit - für ihn die Gelegenheit für eine durchaus selbstkritische und wie gewohnt recht humorvolle Bestandsaufnahme.
Wie geht's weiter nach der Wahl in Sachsen und was kommt im nächsten Jahr zur Bundestagswahl möglicherweise auf uns zu? Um diese Fragen zu klären, hatte sich die Wirtschaftslenker aus dem Mittelstand ausgerechnet Gregor Gysi eingeladen - den wohl bekanntesten Vertreter einer Partei, die im Raum wohl keiner je gewählt haben dürfte. Dabei brach der langjährige Linkenchef durchaus eine Lanze für den Mittelstand - den auch er als wichtigsten Motor der Wirtschaft lobte, und ließ gleichzeitig kein gutes Haar an der Macht des Finanzkapitals, das allein mit seinen Gewinnen die Welt ein ganzes Stück besser machen könnte, es aber nicht tut.
Die Wahl aus Sicht der Linken bezeichnete Gysi als desaströs - Gründe lägen in eigenen Versäumnissen, aber auch in einer sich verändernden politischen Landschaft, in der man als Linke unter die Räder gekommen sei. Leidenschaftlich verteidigte Gysi dann auch in einem mehr als zweistündigen Vortrag incl. Talk- und Fragerunde die Werte seiner Partei, und kritisierte unter anderem die Schuldenbremse als völlig falsches Instrument in einer wirtschaftlichen Krise.
Die Wahlanalyse mit Gregor Gysi am 7. Oktober wurde vom BVMW e.V. gemeinsam mit Sachsen-Fernsehen veranstaltet.