01:00 Uhr: Auf einmal ging es schnell. Auch in den beiden Dresdner Wahlbezirken setzten sich die Kandidaten der AfD durch, wenn auch weniger deutlich als im Umland. Auch die Zweitstimmen sind mit den Ergebnissen aus Dresden fertig ausgezählt: Das vorläufige Endergebnis steht.
Der in Sachsen gesichert rechtsextremen AfD ist bei der Bundestagswahl im Freistaat ein unerwarteter Erdrutschsieg gelungen. Mit 37,3 Prozent der Zweitstimmen ist sie näher an einer absoluten Mehrheit als an der stimmstärksten demokratischen Partei. Für die Partei ist das ein Rekordergebnis, mit dem wohl nur die wenigsten gerechnet hatten. Bei vorangegangenen Wahlen gewann die Partei sachsenweit nie über 31,8% der Stimmen (Europawahl 2024). Auffällig ist zudem ein Zuwachs von rund 200.00 neuen Wählerinnen und Wählern seit der Landtagswahl im September 2024: 958.363 Sächsinnen und Sachsen setzten ihre Stimme bei den Rechtsextremen, so viele wie nie zuvor. Anders als bei den Wahlen zum sächsischen Parlament hat zudem diesmal anscheinend nur einseitig die AfD von der hohen Wahlbeteiligung profitiert. Das macht sich auch auf Ebene der Wahlkreise bemerkbar: Auch dort, wo ein knappes Rennen erwartet wurde, siegten die Extremisten deutlich. Erstmals war die AfD auch in den Großstädten stark, holte vier der fünf Wahlkreise in Chemnitz, Dresden und Leipzig – wobei sie eines (Christian Kriegel in Leipzig I) aufgrund fehlender Listenstimmen im Bund nicht wahrnehmen kann.
Mit deutlichem Abstand folgt mit 19,7% der Zweitstimmen auf Platz zwei die CDU. Damit bestätigt sich ein Trend, der sich bereits seit Ende der Zehnerjahre abgezeichnet hatte: Die sächsische Union ist bei Wahlen auf Kommunal- und Landtagsebene nach wie vor eine Bank, hat aber größere Probleme, ihre Wählerschaft für die Bundes- und Europaebene zu mobilisieren. Die leichten Stimmzuwächse im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 (17,2%) dürften wohl kaum die unerwartet deutliche Niederlage und den Verlust aller Wahlkreise an die AfD wettmachen. Kleines Trostpflaster war allenfalls der Sieg von CDU/CSU auf Bundesebene.
Drittstärkste Kraft wurde etwas überraschend Die Linke, die mit 11,3% ihr bestes Ergebnis in einer sachsenweiten Abstimmung seit sechs Jahren einfuhr. Ihr Direktkandidat Sören Pellmann gewann im Leipziger Süden als einziger sächsischer Demokrat einen Wahlkreis, den er sich damit nach 2017 und 2021 zum dritten Mal sicherte. Auch wenn die Partei in Sachsen damit noch weit entfernt von ihrer alten Stärke bis in die mittleren Zehner ist, dürfte sie sich an diesem Wahltag angesichts des unerwarteten Erfolges zu den Siegern zählen.
Das viertplatzierte BSW verlor im Vergleich zur Landtagswahl 40.000 Stimmen und fast drei Prozentpunkte, landete bei 9,0%. Für die sächsischen Parteifreunde dauert das große Zittern an: Im Zwischenergebnis auf Bundesebene liefert sich die Partei einen Hexentanz mit der Fünf-Prozent-Hürde, der am Ende über den Einzug in den Bundestag entscheiden wird.
Acht Komma Fünf Prozent – für die sächsische SPD ist das mittlerweile ein Standardergebnis. Anders als vor dreieinhalb Jahren profitierte die Partei im Freistaat nicht von ihrer Stärke im Bund; damals hatte man mit 19,3% sogar die schwächelnde Union hinter sich gelassen. Auch der Verlust des Chemnitzer Wahlkreismandates dürfte zusätzlich schmerzen.
In einer ähnlichen Lage befinden sich in Sachsen Bündnis 90/Die Grünen (6,5%). Auch wenn sowohl Sozialdemokraten als auch Bündnisgrüne im Bundesschnitt schwach abschnitten, kann man die Ergebnisse aus sächsischer Sicht als kleinen Achtungserfolg werten, da die Parteien im Vergleich zur Landtagswahl im September sowohl ihre absoluten Wählerzahlen als auch ihre relativen Stimmanteile leicht steigern konnten.
Größte Verliererin des Abends ist die sächsische FDP mit 3,1%, die im Vergleich zu 2021 mehr als zwei Drittel ihrer Wähler verloren hat. In Sachsen seit 2014 nicht mehr im Landtag vertreten und nur in einzelnen Kommunen erfolgreich, wurde dem Landesverband die Schwäche der Bundespartei zum Verhängnis, die die Fünf-Prozent-Hürde deutlich verfehlte.
Auch wenn es bundesweit vor allem mit Blick auf das BSW spannend bleibt, ist der Wahlabend hiermit aus sächsischer Sicht zu Ende erzählt. Mit dem vorläufigen Endergebnis verabschieden wir uns in den Redaktionsschluss und beenden unseren Live-Ticker.
00:15 Uhr: Jetzt ist es amtlich. Die Auszählung in Grimma ist abgeschlossen; auch im Wahlkreis Leipzig-Land gewinnt mit Edgar Naujok ein Kandidat der AfD.
Bei der gleichzeitig stattfindenden Oberbürgermeisterwahl kam es zu einer kleinen Sensation: Tino Kießing ist neuer Oberbürgermeister! Auf den parteiunabhängigen Kandidaten der Wählervereinigung Allianz für Stadt und Land entfielen bereits im ersten Wahlgang mit 63,9 Prozent fast zwei Drittel der Stimmen. Vorab hatten sich alle drei Kandidaten Chancen ausgerechnet; ein derart hoher Sieg im ersten Wahlgang bei einer Bürgermeisterwahl mit mehr als zwei Kandidaten in einer Mittelstadt ist ungewöhnlich.
23:50 Uhr: Es hängt noch an zwei Gemeinden. Durch die parallel stattfindende Oberbürgermeisterwahl kommt es in Grimma zu Verzögerungen; das Ergebnis in der Großen Kreisstadt dürfte allerdings kaum noch etwas an einem weiteren AfD-Sieg im Wahlkreis Leipzig-Land ändern. Die beiden Dresdner Wahlbezirke melden bisher immer noch keine Zahlen. Zwar führt im nördlichen Wahlkreis durch die Stimmen aus den Gemeinden im Landkreis Bautzen die AfD noch recht komfortabel; allerdings ist dieses Rennen durch die fehlenden Stimmen aus dem Norden der Hauptstadt wohl noch offen.
23:45 Uhr: Der Bundestagswahlkreis Zwickau ist fertig ausgezählt. Bei den Erststimmen gewann der AfD-Kandidat Matthias Moosdorf mit 39,9% der Stimmen, das sind 16,3% vor dem Kandidaten der Union. Erneut ging damit ein als knapp eingeschätzter Wahlkreis deutlich an einen Extremisten. Durch den langsamen Auszählungsvorgang in den verbliebenen Gemeinden und Teilgemeinden gab es beim Zwischenergebnis der landesweiten Listenstimmen jedoch kaum Veränderungen.
23:30 Uhr: In Sachsen sieht es nach einer langen Wahlnacht aus, da insbesondere die Stimmauszählung in der Landeshauptstadt nicht recht in die Gänge kommt. Mittlerweile hat die AfD mit dem Wahlkreis 163 im Erzgebirge ihren elften Sieg bei den Erststimmen perfekt gemacht. Im Landkreis Leipzig, in Zwickau und in Dresden wird gleichzeitig weiter gezählt.
Stephan Weinrich (CDU) bleibt derweil Bürgermeister von Niederdorf bei Stollberg. Mit 60,5% der Stimmen gelang ihm ein klarer Sieg gegen Sven Wildenhayn (Vereinigung Niederdorfer Bürger). Die Bürgermeisterwahl im Erzgebirge war ein kleines Kuriosum: Weinrich hatte das Amt bereits seit 2015 hauptamtlich ausgeübt und war im September zum Abgeordneten im Sächsischen Landtag gewählt worden. Da beide Posten gemäß sächsischen Abgeordnetengesetz unvereinbar sind, war ein Rücktritt vom Amt des Bürgermeisters notwendig. Die Gemeinde änderte deshalb bereits 2023 ihre Hauptsatzung und ersetzte die haupt- durch eine ehrenamtliche Stelle, die Weinrich durch die Neuwahl weiter ausüben kann.
23:00 Uhr: Aus den Nachbarländern Thüringen und Brandenburg liegen mittlerweile vorläufige Endergebnisse vor. Dabei wurde die AfD mit 38,6 (Freistaat Thüringen) und 32,5 Prozent (Brandenburg) jeweils mit großem Vorsprung stärkste Kraft. Ebenso wie in Sachsen sind die betreffenden Landesverbände gesichert rechtsextrem. Im zweiten ostdeutschen Freistaat fuhren außerdem CDU (18,6%) und Linke (15,2%) zweistellige Ergebnisse ein, es folgten BSW (9,4%) und SPD (8,8%). Auf öffentliches Interesse stieß die Kandidatur des ehemaligen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) im Wahlkreis 192 Erfurt – Weimar – Weimarer Land II, den dieser mit 36,8% der Erststimmen klar für sich entscheiden konnte. Abhängig vom Zweitstimmenergebnis der Linken ist es damit sehr wahrscheinlich, dass der Neunundsechzigjährige erstmals in die Bundespolitik wechselt.
In Brandenburg wurde die CDU mit 18,1% zweitstärkste Kraft, vor der SPD (14,8%) und der Linken gleichauf mit dem BSW (beide 10,7%). Die Bündnisgrünen kamen auf 6,6%.
22:50 Uhr: Mittlerweile sind die Auszählungen in 414 von 420 Kommunen mit 84% der wahlberechtigten Bevölkerung abgeschlossen. Im Zwischenergebnis liegt bei den Zweitstimmen nach wie vor die AfD auf Platz eins; auf sie entfielen, Stand jetzt, 38,9% der Stimmen. Die CDU schwächelte zuletzt etwas und ist auf 19,9% abgerutscht. Beim Rennen um Platz drei hat Die Linke (10,7%) inzwischen das BSW (9,2%) überholt, worauf SPD (8,3%) und Grüne (5,5%) folgen. Die sächsische FDP käme auf 2,7%.
In fünf Wahlkreisen laufen die Auszählungen weiter; aus dem Dresdner Süden liegt bisher noch kein Zwischenergebnis vor.
22:30 Uhr: Die AfD hat mit dem Vogtlandkreis, Bautzen I, Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Leipzig I fünf weitere Wahlkreise gewonnen. Im Leipziger Norden kam es zu einem Dreikampf, den Christian Kriegel (AfD, 25,0%) knapp gegen Jens Lehmann von der CDU und Nina Treu von der Linken (beide 21,5%) gewinnen konnte. Die AfD sicherte sich damit ihr zweites sächsisches Großstadtmandat – vorausgesetzt, sie sammelt deutschlandweit genug Zweitstimmen. Im Leipziger Süden verteidigte hingegen Sören Pellmann (Die Linke) seinen Wahlkreis (Leipzig II) deutlich. Mit 36,8% ließ er die stärksten Mitbewerber von AfD und CDU jeweils klar hinter sich. An diesem Wahlabend ist Pellmann der bisher einzige Wahlkreissieger einer demokratischen Partei in Sachsen.
22:00 Uhr: Die AfD hat mittlerweile drei weitere Wahlkreise für sich entschieden. In Görlitz, Mittelsachsen, Nordsachsen und dem Chemnitzer Umland – Erzgebirgskreis II setzten sich ihre Kandidaten mit jeweils mindestens 16% Vorsprung durch. Besonders der Sieg des Rechtsextremisten Maximilian Krah im Chemnitzer Umland war insbesondere mit diesem Abstand nicht erwartet worden. Vorangegangene Wahlen sowie Prognosen der Meinungsforscher deuteten auf einen knappen Wahlausgang hin. Auch der Wahlkreis Nordsachsen mit Torgau, Oschatz und Delitzsch galt als kompetitiv.
Mit dieser Entwicklung steuert Sachsen nun wohl endgültig in eine von rechtsextremen Erfolgen dominierte Wahlnacht, die sich schon nach Gaulands Sieg in Chemnitz abgezeichnet hatte.
21:30 Uhr: Mittlerweile macht Sachsen ordentlich Tempo beim Auszählen. Aus 349 der 420 Gemeinden und Teilgemeinden liegen mittlerweile Ergebnisse vor; in diesen Orten sind 1,7 von 3,3 Millionen Wahlberechtigte gemeldet (ca. 53%).
Im Zwischenergebnis liegt bei den Zweitstimmen immer noch die AfD (43,2%) mit großem Abstand vorn. Die zweitplatzierte CDU kommt auf 20,5%, das BSW konsolidiert sich bei 9,6%. Dicht auf den Fersen ist ihm mittlerweile die Linke (8%); auch die SPD hat aufgeholt (7,6%). Bündnis 90/Die Grünen käme auf 3,6%. Die FDP stürzt auf 2,8% ab.
Zwischenstände weisen in der Regel große Verzerrungen im Vergleich zum Endergebnis auf, da die zuerst ausgezählten Kommunen meist nicht repräsentativ für ganz Sachsen sind. Mit Auszählung der weiteren Stimmen wird sich das Ergebnis mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter an die vorangegangener Urnengänge im Freistaat annähern.
21:10 Uhr: Mit der Stadt Chemnitz hat der erste der sechzehn Wahlkreise in Sachsen alle Stimmen fertig ausgezählt. Es gewann der ehemalige AfD-Chef Alexander Gauland mit 32,2% der Stimmen, also einem großen Vorsprung vor der zweitplatzierten Nora Seitz von der CDU (21,4%). Der Inhaber des bisherigen Direktmandates, Detlef Müller von der SPD, kam nur auf 16,7%. Ein AfD-Erfolg in der drittgrößten Stadt Sachsens ist vor allem in dieser Höhe überraschend, da sowohl die Ergebnisse der vergangenen Wahlen als auch die Rechenmodelle von Meinungsforschungsinstituten auf ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen hindeuteten. Gauland profitierte in Chemnitz von der Schwäche der beiden Volksparteien auf Bundesebene. Sein Erfolg wirft auch mit Blick auf die Wahlkreise in Dresden, Leipzig und dem Vogtland Fragen auf, die bisher von Kandidaten der CDU und der Linken verteidigt wurden.
20:10 Uhr: Mittlerweile haben alle 11 Wahlkreise außerhalb von Leipzig, Dresden und Chemnitz ihre ersten Zwischenstände gemeldet. Bei den Zweitstimmen liegt nach wie vor die AfD auf Platz eins (45,9%). Auf dem Treppchen stehen, Stand jetzt, ebenfalls CDU (21%) und BSW (9,5%). Die Linke käme auf sieben Prozent, es folgen SPD (6,7%) und FDP (3,1%). In allen Wahlkreisen läge bei den Erststimmen die AfD vorne.
Bisher wurden immer noch weniger als 400.000 Stimmen ausgezählt. Anders als für den Bund werden für Sachsen in dieser Wahlnacht keine Hochrechnungen erwartet, die schon jetzt Rückschlüsse auf das Endergebnis zulassen könnten. Wir müssen uns also heute mit den Zwischenständen begnügen und diese mit der nötigen Vorsicht genießen.
19:15 Uhr: Die ersten Zwischenergebnisse für Sachsen stehen. Demnach ist die AfD mit einem Zweitstimmenanteil von 51,1% auf Platz eins, mit großem Abstand vor der CDU (18,9%). Auf Platz drei steht das BSW (8,3%), gefolgt von SPD (6,1%), Die Linke (5,2%) und FDP (3,3%).
Zwischenergebnisse muss man mit Vorsicht genießen, da in diesen kleine Orte überrepräsentiert sind. Das ist auch logisch, da dort die Auszählungen zuerst fertig sind. Bisher haben nur vier der sechzehn Wahlkreise überhaupt Zwischenstände gemeldet.
18:10 Uhr: Die ersten Prognosen zum Wahlausgang sind draußen. Sowohl Infratest Dimap (für die ARD) als auch die Forschungsgruppe Wahlen (für das ZDF) sehen dabei die Union mit 29,0%, bzw. 28,5 %, als klare Wahlsiegerin. Die SPD von Bundeskanzler Olaf Scholz liegt abgeschlagen bei sechzehn und sechzehneinhalb Prozent, womit sie ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl in Kauf nehmen müssen. Auf Bündnis 90/Die Grünen entfallen dreizehneinhalb oder zwölf Prozent, auf die AfD neunzehneinhalb oder zwanzig. Aufatmen kann die Partei Die Linke, die sich mit achteinhalb und neun Prozent vorerst keine Sorgen um die Fünf-Prozent-Hürde machen muss. Zittern müssen hingegen FDP (4,9%/5%) und BSW (4,7%/5%).
Die Institute schätzen die Wahlbeteiligung auf 84 Prozent (Infratest Dimap) und 83 Prozent (Forschungsgruppe Wahlen).
Für die ersten Zahlen aus in Sachsen müssen wir uns noch etwa eine Stunde gedulden, bis die ersten Stimmen ausgezählt sind.
17:55 Uhr: Es ist soweit! In wenigen Minuten schließen die Wahllokale und Millionen Menschen in Deutschland warten gespannt auf die 18-Uhr-Prognose.
Die Achtzehn-Uhr-Prognose ist eine Nachwahlbefragung. Das heißt, eine repräsentative Stichprobe an Wählerinnen und Wählern wird nach der Wahl gebeten, noch einmal "abzustimmen". Diese Stimme zählt natürlich nicht, sondern ist nur zur Datenerhebung da. Denn so ist es möglich, unmittelbar um 18 Uhr eine erste Prognose zum Wahlausgang zu treffen. Denn erst nach einer knappen Stunde sind die Auszählungen in den ersten Wahllokalen komplett, so dass eine Hochrechnung aufgestellt werden kann.
Natürlich treten bei so einer Prognose immer gewisse Abweichungen zum Wahlergebnis auf. Trotzdem: Nachwahlbefragungen sind im Normalfall deutlich exakter als Umfragen vor der Wahl. Daher sind sie auch international beliebt. Auch nach Parlamentswahlen im Vereinigten Königreich wartet man gespannt auf die Exit Poll, wie die Prognose dort genannt wird.
17:20 Uhr: Noch vierzig Minuten können die letzten Wählerinnen und Wähler im Freistaat abstimmen. Während schon angeregt diskutiert wird, wie es ausgehen könnte, wagen wir schon mal einen Blick auf die Wahlergebnisse der letzten Landtagswahl nach Bundestagswahlkreisen. Angenommen, alle Sächsinnen und Sachsen stimmen noch einmal genau so ab wie am 1. September, könnten folgende Parteien über den Wahlkreis Abgeordnete in den neuen Bundestag entsenden:
Wahlkreis 150 Nordsachsen: AfD, ca. 1750 Stimmen Vorsprung zur CDU
Wahlkreis 151 Leipzig I: CDU, 10.200 Stimmen Vorsprung zur AfD
Wahlkreis 152 Leipzig II: CDU, 1550 Stimmen Vorsprung zu Die Linke
Wahlkreis 153 Leipzig-Land: CDU, 1180 Stimmen Vorsprung zur AfD
Wahlkreis 154 Meißen: AfD, 10.600 Stimmen Vorsprung zur CDU
Wahlkreis 155 Bautzen I: AfD, 12.500 Stimmen Vorsprung zur CDU
Wahlkreis 156 Görlitz: AfD, 4600 Stimmen Vorsprung zur CDU
Wahlkreis 157 Sächsische Schweiz-Osterzgebirge: AfD, 9900 Stimmen Vorsprung zur CDU
Wahlkreis 158 Dresden I: CDU, 17.700 Stimmen Vorsprung zur AfD
Wahlkreis 159 Dresden II – Bautzen II: CDU, 14.100 Stimmen Vorsprung zur AfD
Wahlkreis 160 Mittelsachsen: AfD, 8000 Stimmen Vorsprung zur CDU
Wahlkreis 161 Chemnitz: CDU, 6700 Stimmen Vorsprung zur AfD
Wahlkreis 162 Chemnitzer Umland – Erzgebirgskreis II: AfD, 1750 Stimmen Vorsprung zur CDU
Wahlkreis 163 Erzgebirgskreis I: AfD, 11.800 Stimmen Vorsprung zur CDU
Wahlkreis 164 Zwickau: AfD, 11 Stimmen Vorsprung zur CDU
Wahlkreis 165 Vogtlandkreis: CDU, 2800 Stimmen Vorsprung zur AfD
In diesem Szenario gingen neun der 16 sächsischen Wahlkreise an die AfD und sieben an die CDU. Auf ein besonders enges Rennen zwischen den beiden Parteien können wir uns auf jeden Fall in Zwickau gefasst machen. Besonders umkämpft sind, gemessen am Landtagswahlergebnis, auch die Wahlkreise Nordsachsen, Leipzig Land und Chemnitzer Umland – Erzgebirgskreis II (zwischen CDU und AfD) sowie Leipzig II (zwischen CDU und Die Linke). Hier betrug der Unterschied zuletzt weniger als 2000 Stimmen.
16:30 Uhr: In reichlich anderthalb Stunden schließen die Wahllokale. Um die aufregende Wartezeit bis zur Achtzehn-Uhr-Prognose zu verkürzen, lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Umfragewerte. In Deutschland sah es bis zum Schluss nach einem klaren Sieg für CDU und CSU aus, die je nach Meinungsforschungsinstitut auf Werte um die dreißig Prozent kamen. In Sachsen sah die letzte Umfrage zur Bundestagswahl jedoch die AfD mit 36% der Stimmen als Spitzenreiter, mit großem Vorsprung vor CDU (23%), SPD (9%), Bündnis 90/Die Grünen (8%), der Linken (6%) sowie BSW, FDP und Freien Wählern (je 4%). Allerdings stammt diese Umfrage aus dem Januar 2024 – ein großes Interesse am Abstimmungsverhalten der Sachsen scheint in der bundesdeutschen Medienlandschaft also nicht zu bestehen. Auch trat ein von Forsa in der gleichen Umfrage prognostizierte Wahlsieg der AfD bei der Landtagswahl Monate später ebenfalls nicht ein. Es bleibt also spannend.
14:30 Uhr: Der zweite Zwischenstand zur Wahlbeteiligung ist raus. Bis 14 Uhr haben 39,6 Prozent der wahlberechtigten Sächsinnen und Sachsen ihre Stimme abgegeben, wie der Landeswahlleiter bekanntgab. Vor dreieinhalb Jahren lag die Wahlbeteiligung zur Bundestagswahl bis 14 Uhr nur bei 36,4 Prozent. Damit bestätigt sich anscheinend ein Trend, der sich bereits um 12 Uhr abgezeichnet hatte: in Sachsen nehmen diesmal mehr Menschen am Urnengang teil. Wir sind gespannt, ob sich das nach Auszählung aller Stimmen bestätigt – einen weiteren Zwischenstand wird es nicht geben.
13:15 Uhr: Parallel zur Bundestagswahl finden im Freistaat auch mehrere Abstimmungen auf kommunaler Ebene statt. So wählt die Stadt Grimma einen neuen Oberbürgermeister. Für das Amt kandidieren Tino Kießig (Wählervereinigung Allianz für Stadt und Land), Ingo Runge (SPD) und Uwe Krah (AfD). Zur Neuwahl kam es, da Amtsvorgänger Matthias Berger den Posten nach seinem Einzug in den Sächsischen Landtag freimachte. Die Gemeinde Niederdorf im Erzgebirge bekommt heute ihren ersten Ehrenamtlichen Bürgermeister: Stephan Weinrich (CDU) oder Sven Wildenhayn (Vereinigung Niederdorfer Bürger). In drei Kommunen gibt es zudem Bürgerentscheide.
12:00 Uhr: Bisher haben 27,1 Prozent der Sächsinnen und Sachsen ihre Stimme abgegeben. Die Wahlbeteiligung liegt damit leicht höher als zur Bundestagswahl 2021 zur gleichen Zeit (25,9%). Dazu kommen 25,5% der Wählerinnen und Wähler, die ihre Stimme bereits vorab per Brief abgesendet hatten, so der Landeswahlleiter; dieser Anteil lag bei der letzten Wahl auf Bundesebene nur unwesentlich höher (26%). Nach einem von manchen befürchteten Einbruch der Wahlbeteiligung, die bei den letzten beiden Bundestagswahlen deutschlandweit jeweils rund 76 Prozent betragen hatte, sieht es zumindest im Freistaat also nicht aus.
11:00 Uhr: Zur Bundestagswahl 2025 sind in Sachsen 15 Parteien mit eigenen Landeslisten zugelassen. Neben den in Fraktions- oder Gruppenstärke im Bundestag vertretenen Parteien CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, AfD, Die Linke und BSW treten die Freien Wähler, die Tierschutzpartei, die Piraten, Volt, Bündnis Deutschland, die Partei der Humanisten (PdH), die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) sowie die Satirepartei Partei für Arbeit, Rechtsstaatlichkeit, Tierschutz, Elitenförderung und Basisdemokratisch Initiative (PARTEI) im Freistaat zur Bundestagswahl an. Die Landeslisten der Parteien kann man online auf der Seite der Bundeswahlleiterin einsehen.
10:10 Uhr: Auch in der "alten" Bundesrepublik vor 1990 gab es zwei vorgezogene Neuwahlen. So verlor im Frühling 1972 Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) seine sozialliberale Regierungsmehrheit im Bundestag, da mehrere Abgeordnete von SPD und FDP zur Union übergelaufen waren. Brandt gewann die Neuwahl deutlich mit dem historisch besten Ergebnis für seine Partei: 45,8%.
1982 stellte schließlich Helmut Kohl (CDU) dem Bundestag die Vertrauensfrage, die seine Koalition aus Union und FDP durch fast geschlossene Stimmenthaltung absichtlich verlor. Kohl war erst zwei Monate zuvor ins Amt gekommen, als er seinen Vorgänger Helmut Schmidt (SPD) durch ein konstruktives Misstrauensvotum des Bundestages gestürzt hatte. Durch die vorgezogene Neuwahl wollte er seine neue schwarz-gelbe Regierung in seinen Augen stärker legitimieren. Tatsächlich gewannen CDU und CSU die Wahl deutlich; Kohls Koalition konnte ihre Mehrheit ausbauen.
09:30 Uhr: Für Sachsen ist es bereits die zweite vorgezogene Neuwahl zu einem Deutschen Bundestag und die erste seit fast zwanzig Jahren. Im Sommer 2005 stellte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die Vertrauensfrage, da er nach einer verlorenen Landtagswahl im historischen SPD-Stammland Nordrhein-Westfalen die Grundlagen für seine Regierungsarbeit gefährdet sah. Schröders Regierungskoalition aus SPD und Grünen hatte zwar noch eine Mehrheit im Bundestag, galt aber als angezählt. Die absichtlich verlorene Vertrauensfrage war also eine Art Flucht nach vorn. Ziel war, die Regierungsmehrheit durch Neuwahlen zu bestätigen und quasi ein neues Mandat zu erhalten. Das Vorhaben scheiterte; stärkste Kraft im Bundestag wurde knapp die Union, mit der die SPD anschließend eine große Koalition mit Angela Merkel als Kanzlerin einging.
08:45 Uhr: In Sachsen sind 3,3 Millionen Bürgerinnen und Bürger wahlberechtigt. 4.500 Wahllokale stehen für sie heute offen. Weil die vorgezogene Neuwahl zum Bundestag diesmal in die sächsischen Winterferien fällt, war laut DPA-Informationen die Briefwahl bei den Sächsinnen und Sachsen besonders beliebt.
08:05 Uhr: Bis zuletzt waren viele Wählerinnen und Wähler noch unentschlossen – so zumindest die repräsentativen Umfragen der Meinungsforschungsinstitute. Für alle, die auch am Wahltag noch unsicher sind, gibt es bei Sachsenfernsehen einen Ratgeber, um taktisch das meiste aus der eigenen Stimme herausholen zu können.
08:00 Uhr: Die Wahllokale haben geöffnet. Heute, am 23. Februar, wird der 21. Deutsche Bundestag gewählt. Bis 18 Uhr können 59,2 Millionen Wahlberechtigte in Deutschland ihre Stimme abgeben. Viele haben schon vorab die Möglichkeit zur Briefwahl genutzt. Bis Donnerstag hatten sie dazu Zeit – spätestens dann mussten die Briefwahlunterlagen abgeschickt werden, um rechtzeitig zugestellt werden zu können, so die Deutsche Post. Ausgezählt werden die Briefwahlstimmen aber erst nach Schließung der Wahllokale, bis dahin werden sie von den Kommunen unter strengen Sicherheitsbedingungen aufbewahrt.